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Warum wir Stindl als Schlüsselspieler sehen und Pleas überragende Hinrunde übersehen

Ein Kommentar von Deniz (@DenizimHalbraum).

Da in der Fanszene nun der aktuelle Eindruck dieser ist, dass die Fohlen immens von Routiniers, wie Stindl, abhängig sind, sortierte ich ein paar Gedanken, die zum Entschluss kamen:

Diese Wahrnehmung ist zwar nicht falsch, jedoch wird diese zu negativ aufgefasst UND Spieler, wie Alassane Plea, die in einer neuen Rolle herausragend gespielt haben, gehen etwas unter!

Plea erfindet sich neu

Plea hat aktuell einen schlechteren „Tore pro Spiel“ – Wert, als üblich. Das liegt daran, dass sich seine Rolle unter Trainer Daniel Farke massiv verändert hat.
Der 29-Jährige ist vom reinen Abschlussstürmer in den letzten Linien, einer geworden, der als Spielmacher zwischen den Linien den Takt vorgibt, das Tempo bestimmt und unheimlich viel kreiert (und letztendlich vorbereitet).

Lasso´s Heatmap aus der laufenden Saison verdeutlicht, wie sehr sich dieser verändert und welchen Drang er in tiefen Zonen im Zentrum hat.

Heatmap Saison 22/23
Heatmap Saison 19/20

Seine Daten beweisen, dass er öfter Bälle erhält, mehr Pässe in die Box spielt und eben seltener abschließt:

Daten pro Spiel19/2021/2222/23
Erhaltene Pässe20,3223,7227,74
Gespielte Pässe27,2131,2635,5
Tiefenbälle1,592,262,97
Pässe ins letzte Drittel2,834,777,1
Pässe in die Box2,632,774,21
Vorlagen0,40,30,5
xA0,250,20,18
Daten: Wyscout

Daten pro Spiel19/2021/2222/23
Ballkontakte in der Box4,142,812,15
Anzahl Schüsse2,912,341,40
Anzahl Tore0,400,380,17
xG0,450,370,16
Daten: Wyscout

Plea auf dem Weg seine persönliche Bestmarke zu knacken

Mit 7 Assists nach 14 Spielen ist Plea auf dem Weg seine Bestmarke (10 Assists – Saison 19/20) baldmöglichst zu knacken.
Dass er dabei zwischenzeitlich sogar 4 Spiele verpasste, kommt dazu.

Wie wichtig Plea für den Stürmer Marcus Thuram war, zeigt folgende Statistik: 5 seiner 7 Assists gingen auf das Torkonto von Tikus.
Dass manche derzeit eine Formkrise von Thuram attestieren, kann also auch mit solchen Personalien zusammen hängen.

Lars Stindl als Fan-Identifikation

Fest steht auch, dass Lars Stindl mit seinem Kapitänsamt, seinem Auftreten gegenüber Fans, Medien und Verein, eine Identifikation für Fans der Borussia ist. Mit seiner Spielintelligenz, seinen technischen Stärken und der Emotionalität (Grüße an die Alibi-Grätsche!) steckt er Fans an und verköpert das Spiel der Fohlen wieder.

Dass Plea hingegen eher als launisch wahrgenommen wird, weil er als Typ eher besonnen agiert, in den Medien wenig präsent ist, nimmt dahingehend Einfluss, wenn es um die Bewertung der Wichtigkeit des Spielers im Spiel geht.

Ist Gladbach von Stindl abhängig?

Die eigentliche Frage lautete in der Hinrunde:
Wie abhängig war Gladbach von Plea und auch Thuram?

Aktuell ist diese Frage personell auf Lars Stindl und Jonas Hofmann übergegangen, doch:
Dass Stindl ein hervorragender Spieler ist, der diese Qualität mindestens ebenso besitzt, wie Plea, ist dabei unbestritten. Als dieser jedoch in der Hinrunde verletzt fehlte und danach Scorer-technisch nicht auf Anhieb loslegte (6 seiner Scorer in den letzten 3 BuLi-Spielen), übernahm Plea diese Verantwortung.

Darf ein Verein von einzelnen Spielern abhängig sein?

Wie abhängig kann der BMG-Kader überhaupt von einzelnen Spielern sein? Sehr! Ist das unnormal? Nein!

Vermutlich ist der Hinweis darauf, dass ein BMG-Kader immer auf die individuellen Leistungen ihrer absoluten Qualitätsspieler, abhängig ist, langweilig, aber die pure Realität!

Wie wichtig war Raffael – und vorher Marco Reus – für Favre?
Die Stimmen im Stadion, zur absoluten Hochglanzphase des Brasilianers, ertönten nicht leise: „Was machen wir bloß, wenn Raffael irgendwann doch wechselt?“

Wie abhängig war Marco Rose von Denis Zakaria, der in seinem Pressingverhalten eine absolute Stütze war, die er matchplanabhängig auf verschiedenen Positionen nutzte?
Selbst Spieler, wie Matthias Ginter, die das offensive Verteidigen eher meiden, hatten durch den Mittelfeld-Motor das Selbstvertrauen, eine höhere Linie zu spielen und raus zu verteidigen!

Weg von Borussia:
Wie abhängig sind Vereine, wie Bayern München, von Spielern, wie Lewandowski, die pro Saison 35 Tore schießen? Dass die Bayern ohne ihn deutlich weniger Siege feiern, als mit ihm, ist nicht unbedingt in einem Zusammenhang zu sehen, jedoch auch nicht komplett auszuschließen.
Wie abhängig war Barcelona von Messi?
So hoch müssen wir gar nicht gehen, um die Abhängigkeit der absoluten Qualitätsspieler der jeweiligen Teams zu attestieren. Und dies ist keine negative oder gar traurige Erkenntnis. So ist es im Mannschaftssport.

Konkurrenzkampf IST da

Dass individuelle Spieler im Formloch sind, oder eher geschrieben: Start- und Anlaufschwierigkeiten haben, ist nichts unnormales. Umso schöner, dass die Offensive derzeit von anderen gestützt werden.

Viele Fans wünschen sich einen Konkurrenzkampf:
Wie schön kann dieser sein, wenn Plea und Stindl um den Platz im Mittelfeld kämpfen?
Wenn Wolf, Neuhaus und Kramer sich auf der Zehner-Position duellieren, und ein junger Ngoumou von Hofmann lernen und diesen gleichzeitig herausfordern darf?

Eine Antwort auf „Warum wir Stindl als Schlüsselspieler sehen und Pleas überragende Hinrunde übersehen“

Du sprichst wieder die Krux mit dem blinden Fleck der Wahrnehmung an, dem einige, wenn nicht sogar viele Fans unterliegen.
Gilt bspw. auch für die Sicht auf Kramer’s Leistungen, Ramy’s Verteidigen oder Lainer’s Einrücken in den 6er-Raum usw.

Ohne den Respekt vor der Sichtweise anderer auf das Spiel zu verlieren: Der Sinn und Zweck erschließt sich „den Leuten“ halt nicht. Fußball ist für viele ein Gefühl, aber kein Fakt. Vorletzte Pässe, PPDAs oder RGW – wichtige Sachverhalte aus böhmischen Dörfern, die helfen könnten, das Spiel zu verstehen und trotz aller berechtigter und gewünschter Emotion überflüssige Polemik verhindern würden. Grau hat immer mehr Schattierungen als Schwarz oder Weiß.

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