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Warum Gladbachs linke Seite immer wieder für Pressingfallen sorgte

Die Borussia absolvierte ein starkes erstes Spiel in der neuen BuLi-Saison 21/22. Gegen den Rekordmeister holte die Fohlenelf ein 1:1. Die allgemeine Spielanalyse ist bereits online und könnt ihr über den folgenden Link erreichen:
https://borussiaexplained.de/die-borussia-punktet-im-heimspiel-gegen-den-rekordmeister-die-nachanalyse/

Im Spiel konnte ich beobachten, wie die Bayern, vor allem in der ersten Halbzeit, immer wieder in Adi Hütters Pressingfallen tappten. Diese geschahen oft auf der linken Verteidigungseite der Fohlen. Hannes Wolf und Joe Scally haben eine sehr gute Verteidigungsarbeit, mit viel Disziplin, gebracht.

Es waren bestimmte Muster zu erkennen, wie die Mannschaft von Adi Hütter immer wieder die Außenbahnen frei ließen und den Gegner dazu eingeladen haben, dorthin zu spielen. Es folgte sogar eine veränderte Raumaufteilung von Julian Nagelsmann, um eine andere Staffelung zu haben. Aber Schritt für Schritt.

In den ersten 15 Minuten baute der FCB aus einer 4-2 Staffelung heraus auf. Das bedeutet, dass die 4er-Kette die volle Breite genutzt hat. Vor den zwei Innenverteidigern, standen die beiden 6er Kimmich und Goretzka im Block.

Abbildung 1

Der Borussia kam die breite Aufstellung recht, denn genau da wollte man den Gegner hinlenken, um die Pressingfallen aufzubauen.

In dieser Szene, in der 7. Spielminute, spielte der Innenverteidiger Upamecano einen Pass zum Rechtsverteidiger Stanisic. Denn das Zentrum war für die Bayern, in Person von Stindl (deckte Kimmich) und Wolf (deckte den im Halbraum stehenden Müller), verdichtet.

Abbildung 2

Als der Ball gespielt worden ist, war für Wolf das Pressingsignal gegeben und lief diszipliniert durch und zwang den Gegenspieler zu einem unkontrollierten Pass, den Gladbach abfangen konnte.

Abbildung 3

Auch in der 13. Spielminute, dasselbe Muster zu verfolgen:

Abbildung 4
Abbildung 5

Durch das zuverlässige Anlaufen aus dem Halbraum kommend auf die Außen, zwang Wolf die Bayern immer wieder den Angriff abzubrechen, oder gar dazu, einen unkontrollierten Pass zu spielen.

Nagelsmann stellte um, auch darauf konterte die Borussia

Nach 15 Minuten und dem zuvor gefallenen Gegentor, stellte Trainer Julian Nagelsmann um, bzw. positionierte seinen Rechtsverteidiger Stanisic anders.

Nachdem Bayerns Rechtsverteidiger Stanisic die Angriffe immer wieder abbrechen musste, wollte Nagelsmann dafür sorgen, dass Flügelspieler Sane direkt angespielt wird. Dafür nahm er Stanisic von den Außen weg, und stellte ihn in der daneben liegenden Zone, ins Halbfeld hin.

Abbildung 6

Dadurch erhoffte sich Nagelsmann eine bessere Spielauflösung seiner Mannschaft am rechten Flügel. Doch der Effekt verpuffte zunächst, weil Wolf und Scally im Verbund weiterhin fleißig gearbeitet haben.

Denn dadurch, dass Scally mannorientiert gegen Sane agierte, konnte der Linksverteidiger noch höher schieben, weil Sane sich tiefer anbot. Zur vermeintlichen Überzahl im Mittelfeld (Stanisic, Kimmich, Goretzka gegen Neuhaus und Kramer) kam es erst gar nicht, weil Wolf und Scally effektiv gegen den Ball arbeiteten. So kam es regelmäßig zu 2-gegen-1 Situationen gegen Flügelspieler Sane.

Abbildung 7
Abbildung 8

Erneute Umstellung sorgte dann für endgültigen Zugriff der Bayern

Ab der 25. Spielminute stellte Julian Nagelsmann erneut um und baute in einer anderen Staffelung auf. Wie anfangs beschrieben, baute der Rekordmeister in einer 4-2 Formation auf. Dieses stellte man auf eine 2-1 Staffelung um. Kimmich unterstützte die beiden Innenverteidiger und Goretzka agierte zwischen den Linien, teilweise sogar auf der letzten Linie.

Abbildung 9

Das bereitete den Fohlen Probleme, weil der Gegner die Halbräume überladen hat. Die Bayern bauten nicht mehr über die Außen auf. Die Innenverteidiger suchten die Halbräume mit vertikalen Pässen.

Im folgenden Beispiel aus der 26. Minute, erkennt man folgende Problematik für die 4er-Kette der Borussia: Upamecano spielte den vertikalen Pass ins Halbfeld, den Lewandowski besetzte. Da kein Innenverteidiger von BMG mitging, weil sonst Lücken im Rücken dessen entstanden wären, schien Joe Scally vor der Entscheidung gestellt, ob dieser die Position verlässt und attackiert, oder weiter in der Kette bleibt. So oder so, es entwickelte sich ein Überzahlspiel.

Abbildung 10

Scally entschied sich für das Attackieren. Dadurch konnte Lewandowski den Ball auf den Rechtsverteidiger Stanisic klatschen lassen und daher den jungen Amerikaner überspielen.

Abbildung 11

Auch am Anfang der 2. Halbzeit: Probleme im Zugriff

Die 2. Halbzeit startete ähnlich, wie die erste endete. Der Zugriff fehlte ein wenig.  Nagelsmann stellte gefühlt das 1000. Mal um.

Wieder zog er den Rechtsverteidiger Stanisic ins Halbfeld, diesmal noch zentrumlastiger als in der ersten Halbzeit. Dazu stellte er Müller auf die rechte Außenbahn und Sane mehr in den rechten 10er-Raum hin.

Abbildung 12

Man merkte Wolf die Müdigkeit langsam an, die Wege konnte der Österreicher irgendwann nicht mehr so konsequent nachgehen, sodass Müller und Sane oft in Überzahlsituationen gegen Scally agierten.

Abbildung 13
Abbildung 14

Folgerichtig wurde Hannes Wolf in der 72. Minute ausgewechselt, sodass Keanan Bennetts mit frischen Körnern, diese Wege weiterhin geschlossen halten konnte.

Fazit

Vor allem in den ersten 25 Minute haben Wolf und Scally ihre linke Seite dichtgehalten. Mit viel Laufintensität agierte Wolf, im Aktionsradius Halbraum, deckend in Außenspieler attackieren. Dieses Pensum kostete ihn ab der 60. Minute Körner. Dennoch war die Leistung des Österreichers, im Spiel gegen den Ball, eine gute. Es war spannend zu beobachten, wie Nagelsmann sich Gedanken um Gedanken machte, um den Pressingfallen der Fohlen zu entkommen. Am Anfang klappte da wenig, zwischen Minute 25´ bis 60´ schon mehr.

  • Alle Abbildungen sind von der Scoutingplattform Wyscout

2 Antworten auf „Warum Gladbachs linke Seite immer wieder für Pressingfallen sorgte“

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