3:1 Heimsieg gegen Leipzig.
Ein verdienter Sieg, der sich für viele gut anfühlt. Die Borussia spielte in der ersten Halbzeit einen ballbesitzorientierten Fußball, den Tedesco zwar zuließ, aber dabei dennoch überrascht wurde.
Verbunden mit einem starken Gegenpressing, kontrollierte Borussia den Gegner und Ball.
Eine Taktikanalyse von Deniz (@D_Expl_)
Aufbauspiel BMG
Borussia gestaltete das Aufbauspiel flexibel. Die Kette pendelte von 3er- zur 4er-Kette, je nachdem ob sich Kone oder Neuhaus fallen ließen.
In der ersten Halbzeit füllte meist Kone die Position des rechten Innenverteidiger im Aufbau aus.
Neuhaus gab den Secher, während Stindl und Hofmann diesen auf der Acht unterstützten.
Lainer und Netz schoben hoch und füllten die letzte Linie mit Embolo zusammen.

RB presste zunächst im 5-1-3-1, welches oft wie ein 4-2-3-1 aussah, weil einer der seitlichen Verteidiger (Gvardiol / Simakan) zu Hofmann / Stindl durchdeckten.

Welche Gründe hatte Kones Positionsspiel in der Kette?
Borussias Plan war folgender:
Die Kette zieht das Spiel breit, das Zentrum wird mit den technisch stärksten Spielern gefüllt, sodass im best-case diese im Spielübergang gefunden werden konnten.
Das Breitziehen der 4er-Kette hat neben den Vorteilen, auch einen Nachteil:
Ballverluste in erster Linie müssen besonders vermieden werden, da Gegenpressing-Momente nicht gegeben werden können, und die Mannschaft mit wenig Personal im Zentrum steht.
Diese Rolle konnte Kone, durch sein technisch starkes und zuverlässiges Spiel ausfüllen.
Netz und besonders Lainer hatten die Aufgabe, Tiefe zu geben.
So konnten sich oft folgende Situationen beobachten lassen:
Kone dribbelte an, Hofmann band im Halbfeld gleich zwei Gegenspieler (,weil Nkunku eng steht und Gvardiol zu ihm rausschießt, um Kampl zu entlasten) und Lainer lief diagonal tief hinter die Kette, um Angelino mitzuziehen.
Das ermöglichte Beyer den freien Raum.

Dadurch hatte Nkunku weite Wege nach Außen, welches für Beyer genügend Zeit am Ball gab, um für Lösungen zu sorgen.

Durch die sehr breite Kette (siehe Abstand Elvedi zu Kone) war es für Silva und vor allem Olmo schwierig, Neuhaus zuzustellen, denn:
Laimer fühlte sich verantwortlich für Kone, der dynamisch zwischen RIV/LIV pendelte.
Das sorg dafür, dass der Mittelfeldspieler nicht kompakt mit Kampl und Nkunku zur Seite rausschob.
Gladbach hingegen füllte mit Neuhaus, Hofmann und Stindl das Mittelfeld. Nkunku wurde von Beyer rausgezogen, Kampl deckte zu Hofmann durch, und Laimer war ballfern weit weg.
So musste Olmo weite Wege von Kone zu Neuhaus gehen, die er zuverlässig nicht gehen konnte.

Teils konnte sich Gladbach sogar frei durchs Zentrum kombinieren, weil Laimer immer wieder rausschob zu Kone.

Starkes Anlaufen der Fohlen sorgt für Zugriff auf Kampl
Auch im Anlaufverhalten konnte die Borussia vor allem in den ersten 30 Minuten für kompletten Zugriff auf Leipzigs Zielspieler, Kevin Kampl, sorgen.
Tedesco ließ aus einer 3+1 Staffelung aufbauen, den Kampl als Solo-Sechser als Bindeglied zur dritten Linie füllte.
Dabei war auffällig, wie konstant die vordere Linie auf deren Deckungsschatten achtete, um das Passfenster zu Kampl geschlossen zu halten.

Erst hielt Stindl mit seinem Deckungsschatten Kampls Fenster zu, während Embolo diesen Part übernimmt und sich auf diesen fallen ließ, als Stindl Gvardiol presste.

So musste Tedescos Elf über Gvardiol / Simakan aufbauen, die von Stindl / Hofmann bei Zuspiel angelaufen worden sind.

Diagonale Zuspiele in die Halbräume waren für Gvardiol und Simakan nicht möglich, da sich beide 10er Stindl und Hofmann im Verbund mit Embolo, kompakt im Anlaufen verhalten haben.
Das Stellungsspiel schloss dabei diagonale Winkel zu den Achtern für die Verteidiger der Leipziger, sodass diese gezwungen waren innerhalb der Kette horizontal zu spielen.

Presste man dann einer der seitlichen Verteidiger, so waren diese gezwungen die Achter in „tote“ Zonen anzuspielen, die Richtung Seitenaus inkl. mit dem Rücken zum Gegner, verbunden waren.


Umstellung von Tedesco auf Doppel-Sechs im Aufbau und 1-2 Block im Anlaufen
Ca. ab der 30. Minute stellte Tedesco um:
Um Kampl im Aufbau zu entlasten, rückte Laimer ins Zentrum und bildete die Doppel-6.

Die Anpassung fruchtete, da Leipzig nun den Spielübergang im mittleren Drittel seriöser fand.
Durch Laimers Position konnte sich Kampl frei in den Zwischenlinien bewegen, da das Anlaufverhalten von Hofmann und Stindl, welches sonst kompakt war – in die Breite gezogen wurde.
Laimer band Stindl im Zentrum, Hofmann presste Halstenberg in der Breite, sodass Embolo kaum die Schnittstellen schließen konnte.

Leipzig überlädt unter Tedesco oft eine Seite, so auch im folgenden Beispiel, als Halstenberg vertikal Olmo fand, der dann auf Zielspieler Kampl klatschen lassen konnte.

Gegen den Ball wollte man gegen das 4-3-3 der Gladbacher im Positionsspiel mit einem 5-2-1-2 entgegnen, um Zugriff im Mittelfeld zu bekommen. So mussten nicht mehr die Verteidiger rausschießen, konnten stattdessen in der Kette bleiben. Im Zentrum band Embolo zwei Verteidiger, während der ballnahe seitliche Verteidiger mannorientiert Gladbachs Wingback zustellte.
Im folgenden Beispiel übernahm Halstenberg Lainer, sodass Angelino den Zugriff auf Beyer bekam.

Durch den 1-2 Block von Olmo, Laimer und Kampl konnte Neuhaus öfter als Solo-Sechser gepresst werden, der dann zu Rückpässen gezwungen wurde.

Gladbach fand erneut Lösungen
Auch auf die Anpassung von Tedesco fanden die Fohlen Lösungen im Ballbesitz:
Gladbach hielt an dem Plan im Zentrum für Überzahl zu sorgen fest, in dem Lainer im Halbraum das Mittelfeldtrio stärkte.
Dies passierte, weil Neuhaus sich dynamisch in die Kette zusätzlich zu Kone fallen ließ und Olmo mit zog. Somit wurde der Block im Mittelfeldzentrum der Leipziger erneut auseinander gerissen, weil Kampl in Unterzahl geriet, wenn dieser Hofmann im Sechser Raum zustellte und im Halbraum ein weiterer dazustieß.



Lainer fand man besonders in der zweiten Halbzeit immer wieder in den Halbräumen, gar im Zentrum.
Die Idee dahinter war identisch:
Gegner breit ziehen, im Zentrum Mitspieler finden.
Lainer zog im Zentrum Olmo raus, während alle anderen ihre Gegenspieler banden, mussten Nkunku/Silva die Zwischenlinien verteidigen und vom Innenverteidiger zum Sechser pendeln.


