Das Finale des EFL-Cups in England war ein spannendes. Trotz diverser Chancen beider Teams, ging das Pokalfinale torlos ins Elfmeterschießen, in der die Reds das entscheidende Quäntchen Glück auf ihrer Seite hatten.
Einige taktische Inhalte waren auf beiden Seiten zu beobachten, auch dahingehend wurde viel geboten.
Starke Anfangsphase der Blues
Die ersten 10 Minuten gehörten der Elf von Thomas Tuchel, denn mit ihrem Anlaufverhalten bekamen sie Zugriff auf direkte Zweikämpfe in der gegnerischen Hälfte.
Bei Ballbesitz Liverpool entstanden im Mittelfeld direkte 1-gegen-1 Duelle. Havertz lief in vorderster Linie als zentraler Stürmer bogenförmig an, um den Gegner in eine Richtung zu lenken.

Dabei hatte Chelsea zunächst eine Lösung im Ballbesitz, in der Liverpool nicht den Zugriff im Angriffs- und Mittelfeldpressing erhielt.
Die Reds hatten bereits im letzten Ligaspiel gegen Chelsea (ging 2:2 aus) ihre Probleme mit den Flügelverteidigern in letzter Linie. Vor allem der jeweilige ballferne bereitete, in Chelseas diagonalen Eröffnungen, Probleme.
Daher setzte Klopp auf eine ballnahe Überzahl in der Abwehrkette und ließ Robertson zunächst bei Pulisic positioniert, um dann Azpilicueta bei Ballbesitz zu pressen.


Bei Ballbesitz Azpilicueta lief Robertson diesen an, sodass in letzter Linie eine 3-gegen-3 Situation entstand. Dies bedeute für den linken Flügelverteidiger Alonso viel Freiraum, durch Alexander-Arnolds einrücken.
Liverpool hatte mit den Seitenverlagerungen zu kämpfen und musste dadurch oft verschieben.

Klopps mannorientierte Umstellung
Die Umstellung der Reds bedeutete, dass die Außenverteidiger gegen den Ball hochschoben und Azpilicueta, sowie Alonso zustellten.

Der 6er Fabinho reihte sich in die Kette ein und stellte dort Gleichzahl her.
Somit spiegelte Klopp das 5-2-3 von Tuchel.

Im Angriffspressing galt die Mannorientierung weiterhin. Henderson stellte dabei Kovacic zu und Keita deckte Kante.

Chelsea stand nun tiefer, Liverpool mit Lösungen im Ballbesitz
Insgesamt fokussierte sich Chelsea nach der aggressiven ersten Viertelstunde, auf das Konterspiel und stand tiefer.
Wenn sie situativ hoch anliefen fand Liverpool Lösungen:
Henderson wich aus dem Halbraum auf die Außen, zog somit Kovacic raus. Mane ließ sich auf die gleiche Höhe fallen, band damit Kante.
Somit waren entweder Fabinho und Keita diagonal frei. Wenn der Brasilianer im Anlaufen zugestellt wurde, galt Keita als Zielspieler.




1-gegen-1 Duelle als Chancenkreierung auf Liverpools linken Außenbahn
Mane oder Diaz entwickelten oftmals direkte Duelle gegen Azpilicueta und/oder Chalobah.
Die Muster ähnelten:
Azpilicueta sollte durch tiefkommende Flügelpositionierungen der Reds, aus der Kette gezogen werden, um Mane im freien Raum tief zu spielen.


So auch die Großchance von Mane in der 30. Spielminute:
Diaz kam erneut tief, Azpilicueta lief mannorientiert mit, presste allerdings nach Zuspiel zu Robertson weiter und gab den Raum für Diaz im Rücken frei.


1-gegen-1 Duelle wurden oftmals aufgelöst oder das Zuspiel in die Box gesucht. So kam der Ball zu Mane, der Keita im Rückraum einsetzte.
Dessen Schuss parierte Mendy. Mane reagierte schnell, nutzte den Abpraller, aber Mendy hielt erneut stark.

Chelsea wurde im Umschaltspiel gefährlich, als sich Mane in einen Zweikampf im Mittelfeld gegen Kovacic locken ließ.
Havertz, Pulisic und Mount lösten das im Konterspiel stark. Letzterer scheiterte frei vor Keeper Kelleher.
Zweite Halbzeit: Chelsea nun auch im Aufbau mit Lösungen
Pulisic entzog sich in letzter Linie aus der Manndeckung und kam im Aufbauspiel kurz.
Während sich Keita und Henderson weiterhin an Kante und Kovacic orientierten, konnte Pulisic im Halbraum Raum finden.

Mason Mount als Breitengeber – Liverpool mit ähnlichen Schwierigkeiten, wie zu Beginn der ersten Hälfte
Tuchel reagierte in der Halbzeit auf die Mannorientierung der Reds und ließ den linken Flügel mit Alonso und Mount doppelt besetzen.
Dies hatte zu Folge, dass Matip und van Dijk erneut rausgezogen wurden und Roberson einrücken musste. Für den ballfernen Flügelverteidiger Azpilicueta bedeutete das Freiraum , ähnlich ging es Alonso zum Start der Partie.

Aus der Aktion entstand die erneute Großchance für Mount, der nur den Pfosten traf. Pulisic konnte ohne Gegnerdruck den Chippass spielen, Mount mit einem diagonal-tiefen Laufweg hinter die Kette der Reds.

Typisch für ein Finale, wurde die Dynamik mit zunehmender Spieldauer hektischer.
Viele Ballgewinne, die in schnellen Ballverlusten endeten. Viele Duelle wurden geführt, auch um zweite Bälle.
Beide Mannschaften fixierten sich auf das Konterspiel.
Die reine Ballbesitzzeit beider Teams in Sekunden verdeutlichen, wie intensiv das Spiel geführt war.

Während die Finalisten jeweils in der ersten Halbzeit mehrere Key-Pässe spielten, die zum Torabschluss führten, nahm dies in der zweiten Hälfte deutlich ab.


Die Zweikämpfe wurden zunehmend öfter geführt. In der zweiten Halbzeit auch in zentralen Spielfeldern.


Fazit
Chelsea war darauf bedacht Überzahlsituationen in letzter Angriffslinie (5 gegen 4) zu kreieren.
Besonders der ballferne Flügelverteidiger sollte in der Verlagerung gefunden werden.
Liverpool verschob fleißig die 4er-Kette und kompensierte dies auch mit Fabinho, der die Abwehrkette regelmäßig unterstützte.
Liverpools Mannorientierung im Zentrum half den Außenverteidigern im Pressing gegen die Flügelverteidiger der Blues.
Tuchel reagierte darauf, indem er die Flügel überlud und die Abwehrkette erneut zwang einzurücken.
Ein würdiges Finale, welches auf allen Ebenen gerecht wurde: emotional, offensiv, spektakulär und taktisch.
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