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Spieltaktische Analyse: Der Klassiker!

Borussia Mönchengladbach gewinnt… ähh… spielt Unentschieden in München. Der gefühlte Auswärtssieg hing selbstverständlich damit zusammen, dass die Bayern ihre absolute Topform auf dem Platz gezeigt und nahezu ein fast perfektes Spiel abgeliefert haben. Umso bemerkenswerter, wie sich diese Mannschaft gegen die quasi Chancenlosigkeit gewehrt hat. Ein Vorbild für die Liga, bevor andere von „Hässlichkeit“ sprechen, wenn sie diesen Kampf der Fohlen so betiteln.

Eine Analyse von Deniz (@DenizimHalbraum).

Pressingstruktur FCB: 3-4-1-2

Die Fohlen hatten einen Anteil von langen Pässen von 16%. Dies ist ungewöhnlich hoch, sowieso, wenn Gladbach zu diesen Mannschaften gehören, die gerne über kurze Distanzen und flachen Zuspielen, zu Torchancen kommen möchten.
Dass dies gegen einen Gegner, wie Bayern München, nicht möglich ist, ist genau so ein Teil der Wahrheit, wie die langen Bälle ein Teil des Matchplan waren.

Die Bayern pressten, wie auch in den vorherigen Spielen, in einer 3-4-1-2 Struktur.
Mane presste Sommer, sowie Sane links, und Coman rechts, die die Innenverteidiger pressten, während Müller mannorientiert Gladbachs Sechser zustellte (zu Beginn oft Kramer).

So hatten Elvedi und Itakura oft nur das Zuspiel auf die Außenverteidiger frei, die dann von Davies, und Pavard auf der rechten Seiten, angelaufen wurden.
Aus Spielunterbechungen heraus, war die 3-4-1-2 Struktur deutlicher zu erkennen, wenn Sommer im Aufbau integriert war.

Scally und Netz blieben in letzter Instanz nicht viel übrig, als den langen (teils eingeplanten) Tiefenball hinter die Kette zu spielen, in bester Hoffnung Marcus Thuram zu finden.
Gerade Upamecano rieb sich gegen den Stürmer auf, dieser wurde oft auch doppelt abgesichert, durch einen zusätzlichen Sechser, der sich im Zentrum fallen ließ.

Gladbachs (theoretische) Idee gegen das hochintensive Pressing der Bayern

Gladbach hatte beide Außenverteidiger höher geschoben, um die Bayern in die Breite zu ziehen.
Pleas Rolle verschob sich vom Halbraum weg, ins Zentrum, sodass sich 4-Raute-2 Strukturen ergaben.

Daniel Farke wollte durch die hohe Besetzung im Zentrum mit Kramer, Kone, Neuhaus und Plea Überzahlsituationen gegen den 3er-Block der Bayern (Müller, Kimmich, Sabitzer) kreieren.
Über lange Bälle, und Ablagen dessen, sollte entweder Pleas freier Fuß direkt gefunden werden, oder dieser verlagerte auf den ballfernen Achter (in der obigen Abb. Neuhaus).
Plea konnte zugegeben selten aus dem Spiel heraus gefunden werden (was BMG auch sicherlich im vorhinein wusste), dafür konnten die Fohlen in den Duellen um die zweiten Bälle, oder in generellen (erfolgreichen) Gegenpressingmomenten, über Plea und teils Neuhaus kontern.

Besonders Kone (wie auch schon gegen Hertha) hatte viele Balleroberungen zu verzeichnen, wie in der obigen Abbildungen zu erkennen (24 Duelle, 16 gewonnen – 67% Erfolgsquote).

Das 4-Raute-2 interpretierte Hofmann rechtslastig.
Die Idee dahinter war, dass Hofmann nach dem Spiel über links in der Gegenverschieberichtung der Bayern-Kette (Hernandez, wenn er auf Ballseite ins Zentrum verschob) im Rücken vom aufgerückten Davies gefunden werden sollte.

Gladbachs Spiel gegen den Ball

Gladbach agierte stark raumorientiert und versuchte in 4-4-2 Strukturen die Ballseite – besonders in den Halbräumen – zu verdichten.
Die Flügelspieler Plea und Hofmann rückten stark ein, während die ballnahen Stürmer Thuram/Neuhaus ebenfalls ins Halbfeld schoben.
Lediglich die Außenverteidiger schoben breit, um die Verbindung zum Flügelspieler der Bayern zu erhalten.
Die Sechser Kone und Kramer waren bemüht, die Schnittstellen zwischen den Flügelspielern Plea/Hofmann und den Stürmern Thuram/Neuhaus zu schließen. Dadurch hatten sie kurze Pressingwege, wenn Bayern ins Zentrum zum Sechser (Kimmich/Sabitzer), oder doch einen der Zehner (Mane/Sane, teils Müller – sehr variabel) im Halbraum gefunden haben.

Dies hatte zu Folge, dass die Bayern vermehrt über die Flügel das Angriffsspiel auflösten.
Pavard rückte bei Ballbesitz entweder klassisch in die Kette, oder schob in höheren Positionen in den Halbraum, um Coman als Breitengeber stets für Pässe von Upamecano offen zu halten.

Gladbach verschob nach Zuspiel stark auf Ballseite. Kramer war bemüht, Kones Ausbrechen im Zentrum abzusichern. Hofmann rückte ballfern in die Linie ein, um Sane zuzustellen, respektive den tief-fallenden Sabitzer im Halbraum bei direkten Verlagerungen zu pressen.

Bayern und dessen direktes Flügelspiel

Bayern öffnete die Flügel, indem Pavard in den Halbraum zog, um Upacmecano den Passweg zu Coman zu öffnen, oder auf der Gegenseite Sabitzer, um a) Hofmann zu binden, und b) Hernandez den Davies-Weg zu öffnen.

Durch Sabitzers tiefe Position im Halbraum, wurde Hofmann dort gebunden. Verlagerte die Elf von Nagelsmann von rechts nach links, so musste Kramer Räume zu laufen, die vor allem Sane besetzte.

Bayern konnte mittels Zuspiele über die Außen in die Halbräume, da wieder per Chip- oder Schnittstellenpässe besonders Coman oft hinter der Kette finden.
Sonst auch durch diagonales Eindringen von Coman in den Halbraum, der dort entweder Zuspiele ins Zentrum fand, oder selbst durch Einzelaktionen zum Abschluss kam.

Am gefährlichsten wurden die Bayern, wenn sie die Halbräume unmittelbar vor der Box fanden, und sie durch schnelles Spiel Abschlusssituationen fanden, die das Gehäuse von Yann Sommer unter Beschuss nahmen (Sane 30´ & 33´).

Vor allem fing Bayern an, öfter mittels langen, direkten und diagonalen Bällen, die Außen zu finden.
Durch Müllers Positionierung im Halbraum, wurde Netz als LV dort gebunden, Plea stand zwar leicht diagonal versetzt zu Netz, wurde aber durch dynamische, tiefe und breite Positionierungen von Pavard hoch gebunden.
So konnten Sabitzer oder Kimmich direkte Diagonalbälle zu Coman spielen.
Daraus ableitend entstand das erste Abseitstor von Mane in der 34. Minute, als Coman, wie beschrieben, gefunden wurde und dieser direkte Zuspiele ins Halbfeld fand.

Plea Auswechslung – Gladbachs Aufbau zweite Halbzeit

BMG reagierte in der Halbzeit auf das 3-4-1-2 Pressing von Bayern, indem Farke auf zwei flache Sechser auf einer horizontalen Linie umstellte. Der jeweilige ballführende Innenverteidiger sollte somit die Möglichkeit haben, den ballfernen Sechser zu finden.
Durch die Pressingstruktur von Bayern, in der Sane und Coman die Innenverteidiger pressten, während Mane zentral eine direkte Verlagerung zwischen diesen verhindern wollte, stellte Müller mannorientiert Gladbachs ballnahen Sechser zu.

Die theoretische Idee ging auf, jedoch gab es in der praktischen Umsetzung Probleme in der technischen Ausführgen (i. d. F. spielt Kone – nach Zuspiel Elvedi – den Ball kopfhoch zu Kramer, der diesen Pass dann unter Druck erstmal kontrollieren musste). Dies war normal und sicherlich dem hohen Aufwand in der Arbeit gegen den Ball geschuldet. Der Puls befand sich bei gefühlt 250 Schlägen pro Minute, die Ruhe am Ball ging flöten, auch, im Wissen, dass die Bayern in einer Intensität pressten, dass keine Sekunde zu lang am Ball erlaubt war.

Schade, weil sich im mittleren Spieldrittel durch die kleine Anpassung im Aufbau, Räume ergaben.
So rückte Kimmich aus seiner Mannorientierung von Wolf weg, um Kramer zu pressen.
Pavard musste sich dann zwischen Wolf im Halbraum und Netz auf den Flügeln entscheiden, welches auf eine Unterzahl hindeutet.
Wären dort saubere Passstafetten möglich, wären Räume im Halbraum da gewesen.
Ja: Der Konjunktiv ist im Fußball uninteressant.

Unsauber ausgespielte Konterchancen

Die Fohlen hatten trotz Dauerdruck und müden Beinen, einige Konterchancen, die entweder nicht zum Abschluss führten, oder welche, die nach einem saubereren Zuspiel, zu einer größeren Torwahrscheinlichkeit geführt hätten.

Bayern hingegen blieb weiter gefährlich, erhöhte – auch geschuldet der langsam müden Gladbach Beine – den Druck, die Dominanz und Kontrolle.
Besonders die Chipbälle im tiefen Aufbau der Bayern, hinter die Kette der Fohlen, wurden öfter gespielt. Zielspieler Coman hatte einige Ausbrüche, so auch bei der Großchance von Mane in der 62. Minute, als Coman Müller im Rückraum fand und dieser Mane am zweiten Pfosten.

In der obigen Darstellung ist zu erkennen, wie Bayern besonders das Flankenspiel in der zweiten Halbzeit verschärfte (verschärfen musste). Dies hing auch mit dem noch tiefer werdenden Block der Fohlen zusammen, die kaum Tiefe mehr ermöglichten.
Coman schlug mit Thomas Müller, die meisten Flanken (8) und hatte eine Erfolgsquote von 38%.

Davies – wieder per Chipball von Kimmich eingesetzt worden – konnte in die Box dribbeln, Musiala finden – und dieser hat eine Ruhe am Ball, in engen Räumen, die Übersicht, um Sane im Rückraum zu finden. Der natürlich verdiente Ausgleich in der 83. Minute.

Fazit: Ein nahezu perfektes Bayern-Spiel, gegen eine wahnsinnige und aufopferungsvolle, kämpfende Borussia

Die Bayern haben in der Kontrolle, in der Dominanz und vom Spieltempo eine Partie abgeliefert, die in der Bundesliga seines Gleichen sucht.
Ja, die Fohlen trafen in der Vergangenheit bereits gegen starke Bayern, wie z. B. unter Pep Guardiola oder Jupp Heynckes. Doch dieses FC Bayern München, mit dieser Energie, Aggressivität, Positivität, der Gier und dem spieltaktischen Verständnis, ist eine Mannschaft, die meiner Meinung nach, bisher die Formstärkste des letzten Jahrzehnts in der Bundesliga ist.

Dementsprechend ist dieses Unentschieden gar nicht hoch genug zu bewerten.
Eine Borussia, die Wellen für Wellen zu verteidigen hatte, kaum Momente erzeugte, in der sie kontern, Luft holen könnten, um den Puls runter zu fahren.
Sie brach nie auseinander. So auch nicht nachdem späten Ausgleichstreffer.
Eine Resilienz, die stolz macht.

In der Hertha Nachanalyse schrieb ich zum Schluss:
„Die Basis, die Borussia momentan auf dem Feld zeigt, ist eine, die niemals verloren werden darf. Denn, diese kann noch zu dem einen oder anderen Dreier verhelfen!“

Ich würde diesen Teil gerne nochmals verwenden und diese für die Zukunft anknüpfen wollen, denn dann, ist unsere Borussia tatsächlich nur sehr schwer zu schlagen. Dies zeigten auch die Reaktionen des Bayern-Trainer, Julian Nagelsmann, nach dem Spiel in den Interviews.

Eine Analyse von Deniz (@DenizimHalbraum).

12 Antworten auf „Spieltaktische Analyse: Der Klassiker!“

Well done!

Aus den Wyscout-Zahlen geht hervor, dass Kimmich für einen 6er faktisch zu wenig Balleroberungen hat, er ist und bleibt halt ein 8er. Aber nicht unsere Sorge, eher die vom Julian und Hansi.

Zu uns: Die Erkenntnis erhärtet sich, dass Farke zu Hause gewinnen und auswärts was mitnehmen will. Wir sind gerade dabei zu lernen, nicht zu verlieren. Das ist nicht immer attraktiv, aber auch eine Form von Siegermen*****ät oder besser Resilienz. Sorry, Mentalität = Unwort. Ballbesitzfußball ist langfristiges Lernen und kein Umschaltfußball-Crashkurs. Es ist substanziell.

Zum Spiel: Ich fand Kramer als staubsaugendes Element super. Was der teilweise weggebügelt hat, Wahnsinn. Dazu Koné immer wieder rausgeschoben, um im 4-1-4-1 Breite zu bekommen und Bayern auf die Flügel zu drängen, um nicht die Verbindung in die Halbräume aufzumachen.
Mir ist noch aufgefallen, dass wir nach Herrmanns Einwechslung wieder mehr Tiefe bekommen konnten und er mit seiner Schnelligkeit die bayerische Formation ein wenig entlastend „nach hinten strecken“ konnte. Kompliment an Hannes Wolf, der sich sofort klug mit einbrachte und mit Netz zusammen einen defensiven Zweierverbund aufbaute, der bei Verlagerungen auf ihre Seite ins Gegenpressing ging und diszipliert verschoben.

In einem Satz zusammengefasst: 1:1 gewonnen, weil effektiv, diszipliniert und mit einem Yann in Weltklasseform.

Hi!
Ja, deine Beobachtungen teilen wir zu 100%, wie immer!
Herrmann und Wolf haben geholfen, generell half in erster Linie vor allem die frische Kraft!
Kramer war auch schon gegen die Hertha sehr stark, ein Gewinner unter dem neuen Coach!

Ja, auch deine Meinung zum „nicht verlieren“ teilen wir komplett. Es ist auffällig, wie Daniel Farke stets betont, seit der Vorbereitungsphase ungeschlagen zu sein.
Die sogenannte Resilienz! 😀

Schwarz-weiß-grüne Grüße,

Deniz

Tolle Analyse. Dankeschön! Nur schade, dass man Herrn Nagelsmann nicht zwingen kann, sie zu lesen. 😉 Sein Arroganzanfall war unprofessionell und unpassend. Aber das zeigt, wie sehr er unter Druck steht. Sicherlich hat im der attraktive Fußball der Fohlen beim 5:0 besser gefallen…

Ich finde, dass ein Elvedi an der Seite von Itakura aktuell deutlich an Format gewinnt.
Er adaptiert eigentlich häufig, die Energie seines IV Kollegen. Im Guten, wie im Schlechten. Das führt dazu, dass in letzter Linie gerade eine Struktur aus einem Dreieck Itakura-Elvedi-Sommer entsteht, die noch eine Struktur hat, wenn vom Gegner schon alle anderen Linien überspielt wurden. Zur Not krabbelt man über den Boden und schmeißt sich dazwischen.

Super Analyse! Kompliment! Ich lese eure Analysen schon länger und bin eigentlich immer sehr begeistert davon. Jetzt, nach dieser, interessiert mich eure Meinung dazu, wie viel von dem gegen die Bayern gezeigten Fußball, Farke mit in die kommenden Spiele nehmen sollte. Ich persönlich bin nicht der große Fan von einem Fußball, der hohe Ballbesitzanteile als Ziel für sich hat. Wenn sie sich aus dem Spielgeschehen ergeben, ok, aber sonst sehe ich darin eher die Gefahr, hinten zu anfällig zu werden. In dieser Analyse erwähnt ihr auch die 4-4-2-Strukturen, die es gegen Bayern zu sehen gab, und die engmaschige Defensive. Ich würde mir das viel mehr so wünschen, denn, wie ihr ja auch andeutet, ergeben sich daraus gegen nicht ganz so starke Gegner, die einen nicht so extrem müde (physisch und psychisch) spielen, weitaus mehr Gelegenheiten zu sauber vorgetragenen Angriffen und herausgespielten Chancen. Ich habe sogar den Eindruck, so etwas liegt der Mannschaft mit den vorhandenen Qualitäten besser.

Hi Aki,

um deiner Grundsatzfrage 100% gerecht zu werden, müssten wir wohl einen 6-8-stündigen Text verfassen.

Fußballphilosophische Themen sind sehr interessant, allerdings auch sehr detailreich:

Du erwähnst, dass du persönlich kein großer Fan vom sog. Ballbesitzfußball bist. Das ist total legitim, denn jeder sieht „seinen“ Fußball eben durch seine eigenen zwei Augen.

Ich finde, dass der Fußball grundsätzlich – egal, ob ballbesitzorientiert oder einen auf körperlich ausgelegten Umschaltfußball – dass dieser a) zum Klub passen, b) zur Mannschaft und c) zu den Fans passen muss. Es muss eine Einheit sein.

Was meine ich mit den einzelnen Elementen?

Die Borussia war unter Hennes Weisweiler, aber auch in den 80ern unter Trainer Jupp Heynckes dafür bekannt, einen offensivfreudigen Fußball zu spielen.
Wie definiert man „Offensivfreude“? Das mag wieder im Auge des Betrachters zu liegen.
Fakt ist: Die Borussia hat sich immer darum gekümmert, was mit dem Ball ist, wie man diesen in gefährliche Räume bekommt.
Die Gewichtung zwischen: Wie möchte ich Tore erzielen, und wie verhindern, lag schon immer im Basisdenken im proaktiven Tore schießen.
René Maric hat mal für Spielverlagerung.de ein Trainerporträt über Jupp Heynckes verfasst (hier der Link: https://spielverlagerung.de/2017/10/05/trainerportraet-jupp-heynckes/#:~:text=Ein%20Aspekt%20betraf%20%E2%80%93%20wie%20sollte,die%20Spieler%2C%20sondern%20Heynckes%20anpassen.), in dem deutlich wird, wie ballbesitzorientiert die damalige Borussia unter ihm als Trainer agierte.
Lucien Favre brachte diesen Fußball – natürlich angepasst und gemessen der Zeit in der Ausprägung anders gespielt – zurück.
Bis heute wird dieser nicht nur aufgrund seiner heldenartigen Leistung mit dem Nicht-Abstieg hin bis zur CL-Qualifikation unter den Fans geehrt, sondern eben auch, wie wir Fußball gespielt haben.

„Borussia Barcelona“ wird jedem Fan der Borussia ein Begriff sein.

Damit wären Teil a) und c) abgedeckt, auch im Wissen, dass natürlich jeder Fan dennoch seine eigene Ansicht auf den Fußball hat. Dies soll nicht den Eindruck gewinnen, als müssten nun alle Gladbach-Fans den „Guardiola“-Style, dem des „Klopp-Fußball“ bevorzugen. Nein, definitiv nicht!

Um auf b) einzugehen:
Es liegt meiner Meinung nach auf der Hand, dass diesem Kader ein Fußball, welcher auf Eigenkontrolle beruft, zu Gute steht.
Als Marco Rose kam und im ersten Jahr nicht viele Dinge veränderte, sondern seine Pressingelemente hinzugefügt hatte, bekam die Borussia einen Anstrich verpasst, der damals sicherlich nötig war.
Als dieser im zweiten Jahr den Umschaltfokus noch weiter präferierte, z. B. auch Hannes Wolf als „Umschaltzehner“ verpflichtete, gingen die Basics, die dem im Kern betroffenen Kader, ein wenig abhanden. Sicherlich spielte zu dieser Zeit die hoch-intensive Belastung eine Rolle (BuLi, Pokal, CL in einem eng getakteten Corona-Spielplan, der die Häufung von englischen Wochen nochmal verstärkte), die zu dem einen oder anderen unglücklichem Ergebnis in der Hinrunde führte. Besser wurde es in der Rückrunde aufgrund der Unruhe nicht (Thuram Spuckaktion, Embolos Aktion in Corona-Zeiten, und vor allem die Rose Abschiedsverkündung).

Zurück zum Fußball:
Unter Adi Hütter kippte der Fußball nun in den totalen „Pressing- und Umschaltwahn“, die diesem Kader in einer längeren Konstanz einfach nicht gerecht wurden.
Viele unserer Analysen zeigen Symptome auf, in denen deutlich wird, dass dieser Fußball, diesem Kader nicht gerecht wird.
Nicht nur dem Kader, auch den Fans, die selbst nach Siegen das Stadion verließen und nicht so richtig glücklich waren. Da sind wir wieder beim Punkt c).

Lange Rede, kurzer Sinn:
Am Ende muss der Fußball zum Klub, zur Mannschaft, zur Region passen.

Mein subjektiver Eindruck ist, dass dies unter Daniel Farke – und den nun getätigten Transfers – wieder gegeben ist.

Um spezifischer auf das Bayern Spiel zu antworten, müssten wir klären, was wir unter „Ballbesitz“ verstehen? Wir gelangen wieder bei grundsätzlichen und fußballphilosophischen Fragen.
Ballbesitz kann auch Gegentorverhinderung sein, kann eine Ruhepuls sein, kann aber auch den Effekt erzielen wollen, den Gegner laufen zu lassen.
All diese Punkte führen meiner Meinung nach auf ein großes Wort zurück: Kontrolle.
Wie bekommt dieser Kader Kontrolle?
Man kann Spiele kontrollieren und gar dominieren, in dem man einen Ansatz verfolgt, welchen auf intensives und aggressives Pressing beruht. Mannschaften, wie z. B. Köln unter Baumgart, Frankfurt damals unter Hütter – heute unter Glasner – tun das genau auf diese Art und Weise.
Auf Gladbach bezogen, kommen wir auf andere Schwerpunkte.
Du schreibst über 4-4-2 und engmaschige Strukturen, um den Gegner auszukontern.
Generell ist der Faktor, dass man Konterspiel betreiben kann, ja einer, den es immer gibt. Egal, welchen Fußballansatz du als Verein, Trainer und Mannschaft wählst. Der Matchplan, der von vielen Faktoren abhängig ist, bestimmt lediglich Nuancen, die z. B. die Pressinglinie betrifft. Gegen Bayern war diese in Praxis tiefer angesetzt, als z. B. gegen Schalke und Hoffenheim.
Die Frage lautet nur, was man im Grundkern möchte: Fußball spielen und mit diesem den Gegner und das Spiel kontrollieren, oder lege ich meinen Fokus auf spezifisches Anlaufverhalten aus, um Räume, in denen ich meinen Gegner hinlocken möchte, diesen dort zu pressen, Bälle zu erobern und erfolgreich auszukontern?
Die Borussia gehört – aufgrund ihrer Vereinsgeschichte und im Erfolg dieser, aufgrund ihrer Mannschaft und dem dazu gewählten Trainer, und auch aufgrund ihrer Fans – zum erstgenannten Ansatz: Fußball spielen.

Beste Grüße,

Deniz

Vielen Dank für diese ausführliche Antwort! Da du sehr differenziert antwortest, kann ich erkennen, dass du verstehst, worum es mir geht. Ich sehe die Grundlegenden Dinge, würde ich jetzt sagen, genau, wie du. Letztendlich hast du mit dieser Antwort jetzt eine wunderbare Basis geschaffen, um weiter zu diskutieren. Das passt aber nicht hier hin. Ist es möglich, das an anderer Stelle zu machen, oder wäre es auch o.k., einfach hier weiter zu machen?

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