Laut diversen Medien ist sich Borussia Mönchengladbach mit dem 23-Jährigen Franzosen Romain Faivre einig geworden. Auch mit dem abgebenden Verein sei eine grundsätzliche Einigkeit erzielt worden.
Es ist kein Geheimnis, dass die Borussia vorher Ablösesummen durch Spielerverkäufe generieren muss, um sich einen Spieler, wie Romain Faivre, leisten zu können. Die nahe Zukunft wird uns die nötige Gewissheit geben.
Daten:
Geburtsdatum: 14.07.1998 (23)
Geburtsort: Asnières-sur-Seine, Frankreich
Körperlänge: 1,80 Meter
Position: Flügelspieler
Starker Fuß: Links
Marktwert (lt. Transfermarkt.de): 13 Mio.
Vertrag bis: 30.06.2025
Berateragentur: Classico Sports Management (Neuzugang Manu Kone ebenfalls dort)
Stats 20/21:
Pflichtspiele: 41
Ligaspiele: 36
Pokalspiele: 1
U21-EM 2021: 4
Tore; Assists: 8; 6 (alle Scorerpunkte in Ligaspielen gesammelt)
Gelbe; rote Karten: 3; /
Heatmap 20/21:
Romain Faivre hielt sich in der abgelaufenen Saison hauptsächlich auf der rechten Außenbahn auf, in der er auch meistens eingesetzt wurde.
Man sieht aber auch, dass sich der Flügelspieler oft tiefer fallen lässt, um früh anspielbar zu sein. Daher der gelb-markierte Bereich vor der gegnerischen Spielhälfte. Mehr zum Positionsspiel nachher.

Von 3570 gespielten Minuten 20/21 wurde der Franzose ca. 2093 Minuten als rechter Flügelspieler eingesetzt. 737 Minuten spielte Faivre auf der linken Flügelseite. Die restlichen Einsatzminuten absolvierte er im zentralen Mittelfeld.
Der 23-Jährige kommt ganz klar über seine technischen Stärken, mit dem Ball am Fuß. Romain Faivre zeichnet eine äußerst feine Ballführung, auch in engen Spielfeldzonen aus. Dabei ist der Flügelspieler bedacht, den Ball vorwärts zu transportieren und erzielt einige progressive Läufe. Die Technik am Ball und ein starker Antritt in den ersten Metern, sorgen dafür, dass er das Selbstvertrauen hat in viele 1-gegen-1 Situationen zu gehen.
Analyse
Positionsspiel:
Der Linksfuß ist bedacht, das Spiel in seiner Positionierung auf dem Spielfeld breit zu gestalten. Durch das breitgezogene Stellungsspiel, ermöglicht er seinen Mitspielern die Chance, ihn anzuspielen, z.B. auch durch Seitenverlagerungen.

Gerne und oft lässt sich der Flügelspieler auch tiefer fallen, um früher anspielbereit zu sein. Dabei bleibt er dennoch stark auf den Außen kleben.

Durch das tiefe Fallen, gibt Romain Faivre dem Rechtsverteidiger die Chance, sich höher zu positionieren und somit am Offensivspiel direkter teilzunehmen.
Was passiert nach seinen Ballannahmen?
Wie eben genannt, kann der Außenverteidiger höher schieben, wenn sich der Franzose tiefer fallen lässt. Dieser ist für Faivre im offensiven Spieldrittel eine Möglichkeit, um das Spiel weiter anzukurbeln.

Dadurch, dass sich Faivre ins Halbfeld zog, konnte der Rechtsverteidiger tiefes Spiel forcieren und dabei frei in den Lauf angespielt werden. Das Halbfeld ist für Faivre, gerade als Linksfuß von rechts kommend, eine naheliegende Zone.
Faivre geht sehr gerne ins Dribbling, dabei entstehen auf höheren Spielfeldzonen oft 1-gegen-1 Duelle, die der Franzose führt.
Die erste Szene im Bereich „Positionsspiel“ ging damit weiter, dass sich Faivre in zwei unterschiedliche Dribblingduelle begab.



Der U21-Nationalsspieler schafft es immer wieder Situationen zu kreieren, indem er erfolgreiche 1-gegen-1-Duelle auflöst. Dabei entstehen logischerweise Freiräume für andere, die anspielbar sind.

In der Grafik erkennt man, dass Faivre die meisten Dribblingmomente in der Saison 20/21 mit dem gegnerischen Linksverteidiger hatte. Erscheint logisch, wenn man weiß, dass Faivre überwiegend von der rechten Flügelseite kam.
Die Dribblingfrequenzen berufen sich auf 5,47 Dribblings pro Spiel und hat dabei eine gewonnene Quote von 57,89%.
Zum Vergleich:
Gladbachs Dribbelfreudigster Spieler in der Offensive, Marcus Thuram, kommt auf 7,02 und Stindl nur auf 1,02 Dribblings je 90 Minuten.

Auch im letzten Spieldrittel zeigt Romain Faivre starke Werte auf im Dribbling:

Man erkennt anhand der Map, dass die Dribblings überwiegend auf der rechten Flügelseite entstanden sind.
Das Abwehrduo mit dem Linksverteidiger und dem linken Innenverteidiger sind logische Ziele, als rechter Flügelspieler für Dribblingfrequenzen.
Im rechten Halbraum ist es für Faivre nur logisch, links am Gegenspieler wegzuziehen. Die feine Technik ermöglicht ihm eine hohe Erfolgsquote. Im folgenden Beispiel entstand eine solche Szene:
Im rechten Halbraum bewegte sich der 23-Jährige zwischen dem linken-, sowie dem zentralen Innenverteidiger. In der Box erhielt Faivre den Ball, drehte auf, zog links vorbei und erzielte das Tor.


Progressive Läufe
Der talentierte Kicker hat den Ball gerne am Fuß und hat das Verständnis dafür, den Ball vorwärts zu transportieren. Dabei kreiert er seine eigenen Chancen, indem er diese einleitet.
In der Szene wurde Faivre tief in der eigenen Spielhälfte angespielt. Dieser startete einen Lauf bis an die Grenze der mittleren Spielfeldzone, um das Spiel dann durch ein Zuspiel auf die Außen breit zu machen.


Nach den Zuspielen schaltet der Franzose nicht ab, er sucht den Weg weiter in die Box, um Torgefahr auszustrahlen. In einer vergleichbaren Situation kehrt das Muster ein: tiefe Positionierung, progressiver Lauf bis an die Box, Zuspiel für den Mitspieler und weiter aktives Freilaufen.


Der 23-Jährige, dessen Vertrag noch bis zum 30.06.2025 läuft, belohnte sich in der Aktion für sein weiterlauerndes Spiel. Nachdem Zuspiel landete der Ball in Umwegen wieder bei Faivre, der in der Box nicht lange fackelte und den Ball abgefälscht ins Tor unterbrachte:

Auch im Heimspiel gegen Olympique Marseille belohnte sich Faivre im ähnlichen Muster.



Der Zug zum Tor, den Faivre definitiv hat, belegt sich in den Räumen, in denen er seine acht Tore in dieser Saison erzielte.
Sechs seiner acht Tore erzielte der 23-Jährige innerhalb des Strafraums, fünf davon mit dem linken Fuß.
Auch hier der Vergleich zu den Offensivspielern der Fohlenelf:

Romain Faivre hat mit seinen raumgewinnenden Läufen ein deutliches Sondermerkmal.
Der Franzose hat bei seinen progressiven Läufen einen Vorwärtslauf von 113,83 Metern in der Gesamtzeit der Saison 20/21 erzielt und ist damit auch in der Ligue A im Ranking sehr weit oben.
Standards – eine Stärke
Mit einer Verpflichtung von Romain Faivre würde auch wieder eine alte Stärke am Niederrhein zurückkehren.
Zwar erzielte der Flügelspieler „nur“ einen direkten Freistoßtreffer in der abgelaufenen Saison, doch dafür birgt fast jede Hereingabe von Standards für Gefahr. In der Saison 20/21 legte Faivre insgesamt sechs Mal für seine Kollegen auf. Dabei sind drei Assists aus jeweils einer Eckenhereingabe resultiert und eine weitere aus einer Freistoßhereingabe. Also insgesamt vier Standards, die zu einem Tor führten.
Die Borussia hatte, was Standardverwertungen angeht, eine gute Saison 20/21 mit dem Schützen Jonas Hofmann, der für die Ecken zuständig war. Dort könnte sich Romain Faivre nahtlos einführen.
Insgesamt entwickelte Faivre einen xA-Wert (erwartete Assists) von 7.93, der sich nach Beobachtung verschiedener Spielanalysen auf weitere Standardhereingaben berufen.
Ordentliche Werte im Spiel gegen den Ball
Auch im Spiel gegen den Ball hat Faivre solide Werte aufzuweisen. So hat der 23-Jährige Flügelspieler im Pressingverhalten ca. 0.39 gefährliche Ballgewinne, 1.36 Ballgewinne im letzten Drittel, sowie 2.31 Balleroberungen im Gegenpressing je 90 Minuten.
Hannes Wolf und Jonas Hofmann sind Vorreiter, was defensive Zweikämpfe angehen. Vor allem Hofmann ist bekannt dafür, der Pressingtaktgeber zu sein. Mit 5,79 defensiven Zweikämpfen je 90 Minuten ordnet sich Faivre – im Vergleich zu den anderen offensiven Spielern der Borussia – im durchschnittlichen Bereich ein.

Fazit
Romain Faivre ist definitiv ein Spieler, der von seiner Technik lebt. Er hat die Fähigkeiten ins 1-gegen-1 Duell zu gehen, Mitspieler durch sehr genaue Zuspiele hinter der letzten Kette einzusetzen und selber torgefährlich zu werden.
Der 23-Jährige hat Spielmacher-Qualitäten. Beobachtungen zeigen immer wieder, wie er sich mehrmals tief anbietet, um dann das Spiel durch Seitenverlagerungen breit zu machen.
Natürlich geht der Franzose auch häufig ein Risiko ein. Klar: Wer ins Dribbling geht, kann den Zweikampf und somit den Ball verlieren. Doch das Risiko verlagert er meist ins letzte Spieldrittel, sodass ein möglicher Ballverlust weniger tragisch erscheint, als im eigenen Drittel. (Grafik)

Im Kader der Fohlenelf ähnelt der Flügelspieler am ehesten Hofmann, aber auch Thuram, durch seine häufigen Dribblings.
Hofmann´s Qualitäten im Bereich der Zuspiele in die Box, hat Faivre ebenso.
Auch ähnelt er dem ehemaligen Borussen und heutigen vereinslosen Brasilianer Raffael (36). Vor allem durch seine raumgewinnenden Läufe, in der er auch teilweise Gegenspieler alt aussehen lässt. Mal schauen, ob und wann Max Eberl beim talentierten Kicker, Romain Faivre, zuschlägt…
3 Antworten auf „Scoutingbericht: Romain Faivre nach Gladbach?“
Interessante Analysen. Einfach zu verstehen und schlüssig.
Vielen Dank. Freut mich zu lesen!
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