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Kommentar

No hard feelings, Adi!

Von Möppi (@maetthimoped)

Adi, wir müssen reden… Wir sind jetzt seit fast 11 Monaten zusammen und irgendwie müssen wir uns eingestehen: Es passt nicht. Es liegt nicht an dir, es liegt viel mehr an uns. Du willst aggressives Angriffspressing spielen und 1gegen1-Duelle über den ganzen Platz verteilt führen, aber wir sind gemütlicher. Wir haben gerne den Ball und wollen das ausspielen. Nimm´s bitte nicht persönlich. Wir hatten ja auch gute Zeiten: Das 5:0 gegen die Bayern, die Siege über Dortmund und Wolfsburg, aber so wie es jetzt läuft, kann es nicht weitergehen.

Wäre die Bundesliga eine schmierige Teenie-Romcom, dann hätte so sicherlich der Dialog zwischen Adi Hütter und Borussias Verantwortlichen stattgefunden. Doch das deutsche Oberhaus ist leider kein Film, in dem am Ende immer alles gut wird. So verpasste Borussia das erste Mal nach 10 Jahren einen Platz in der oberen Tabellenhälfte und das mit einem Kader, der bereits Champions League gespielt hat. Das lag natürlich nicht nur am Trainerteam, sondern auch daran, dass die Spieler seine Vorgaben nicht erfüllen konnten. Entweder weil sie es nicht konnten oder weil sie es vereinzelt auch nicht wollten.

Hütters Zeit bei Borussia war geprägt von einem stetigen Auf und Ab. Immer, wenn man dachte „So jetzt haben sie es verstanden!“, kam ein Spiel, das alles wieder zunichte machte. Wenig Konstanz, weder in den Ergebnissen noch in den Leistungen noch im Personal (ob freiwillig oder unfreiwillig). Die scheinbare Unfähigkeit entscheidend ins Spiel einzugreifen, um die Mannschaft in die richtige Richtung zu lotsen, stand dem Trainerteam durchgehend im Weg. Wenn man das Spiel nicht früh entschied, war klar, dass es keinen Sieg geben würde.

Im Grundsatzverständnis von Fußball schien es zwischen Trainer und Mannschaft von Anfang an nicht zu stimmen. Einer Mannschaft, die sich über den Ballbesitz definiert, zu sagen, sie solle nun den langen Hafer nach vorne schlagen und um den zweiten Ball kämpfen, kann einfach nicht funktionieren. Dies schlug sich darin nieder, dass man sich zwischenzeitlich selbst in den Abstiegsstrudel manövrierte. Es waren kaum Muster zu erkennen und es gab keine Problemlösungsvarianten, die dem Team an die Hand gegeben werden konnten.

Fehler wurden gemacht. Sicherlich von beiden Seiten. Es wurden falsche Hoffnungen geweckt: Hütter wurden neue Spieler versprochen, er wollte für weniger Gegentore sorgen. Ob vier bis fünf neue Spieler aber einen sich sträubenden Mannschaftskern hätten aufheben können, bleibt reine Spekulation. Von inhaltlicher Selbstkritik war allerdings auch nach niederschmetternden Ergebnissen leider kaum eine Spur. Diese Haltung wurde irgendwann zum Meme: „An mir liegt´s nicht!“ So wuchs die Distanz zwischen Hütter, der Mannschaft, dem Verein und den Fans immer weiter und nahm bedrohliche Züge an. Die Trennung, die nach dem Spiel gegen Hoffenheim einvernehmlich erfolgt ist, schien zuletzt unumgänglich.

Ganz ehrlich: Wir hatten viele schlaflose Nächte. All das wollen wir aber hinter uns lassen, Adi. Es ist ja nochmal gut gegangen. Du bist ein guter Trainer. Wir danken dir für deine Loyalität. Du hast kein schlechtes Wort über den Verein verloren und bist gegangen wie du gekommen bist: Höflich und ohne große Show.

Dass jetzt Schluss sein musste, tut uns ehrlich leid. Lieber Adi: No hard feelings!

2 Antworten auf „No hard feelings, Adi!“

Danke wie immer für Deinen / Euren Artikel. Adis Abgang war ja mit Ansage. Aber die angesprochenen schlaflosen Nächte fangen jetzt erst an. Trainer, die von uns weg liefen werden jetzt schon als Nachfolger gehandelt. Praktisch 2/3 der ersten Aufstellung werden als mögliche Abgänge diskutiert. Junge Junge, da kommt Arbeit auf Euch Podcaster zu, und ich freu mich aufs Zuhoeren.

Grüße von einem Borussen aus NY.

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