Die Fehler- und Entstehungsanalyse der Gegentore im Heimspiel gegen den SCF (0:6)
1:0 –
Der lange Ball von Grifo, der in Richtung Schade geht, wird bereits schwach verteidigt:
Lainer rückte nach Einwurf SCF mit Grifo raus. In letzter Linie stehen wir zumindest Mann gegen Mann.

Das Schade diesen hohen Ball annehmen kann, verarbeiten darf, geht nicht. Nach Ballannahme verhält sich die Kette in Person von Bensebaini und Elvedi richtig, sie lassen sich fallen, da eine 2-gg-3 Unterzahlsituation entstand. Aber nochmal: Dieser Ball darf für den Gegner niemals so einfach zu verarbeiten sein. Auch nach Ballannahme und des mittlerweile eingerückten Ginter und Zakaria, darf Schade noch am Ball agieren, das war definitiv ein zu passives Verhalten.


Nachdem Lainer sich auch wieder auf der Position befand, war die eigene Boxbesetzung in der folgenden Abb. in Ordnung, aber die Zuteilung im Halbraum stimmte nicht mehr. Ginter hätte erkennen müssen, dass 6er Denis Zakaria gebunden in der Box stand, Ginters Rausrücken wäre hier risikofrei gewesen, da keine Raum- noch Manndeckung nötig.

So lief Ginter erst nach Ballannahme von Schade an, Hofmann versuchte zu doppeln:

Schade ging erfolgreich ins Dribbling, konnte sich durchsetzen. Die Boxbesetzung ist in erster Linie in Ordnung von Elvedi, Bensebaini und Scally, alle Zonen waren besetzt. Kone verpasste es den zentralen Part vor der ersten Linie zu besetzen, welches eine 3+1 Staffelung erzeugt hätte, dies ist üblich für verteidigende Flanken.
So kam Eggestein, trotz nomineller Unterzahl zum Schuss und Torerfolg.

2:0 –
Die Borussia hatte Probleme in der Verteidigung der langgespielten Bälle des Gegners. So wie beim 0:1, entstand das 0:2 auch hier einleitend durch einen langen Ball, den die Borussia im Zweikampf nicht gewann.
Freiburg ist in letzter Linie immer Mann gegen Mann gegangen, als die langen Bälle gespielt wurden. So erzeugte man direkte Duelle.
Hier konnte Höler sich gegen Elvedi im Duell durchsetzen und auf Grifo – dank seines Sprints – weiterleiten, den Lainer nicht rechtzeitig mitgegangen ist.

So entstand die Situation am Flügel, als weder Ginter, noch Lainer einen Blick für die Tiefe hatten.

Grifo spielte hier zwar nicht den einlaufenden Günter an, sondern Demirovic, der noch von Elvedi begleitet wurde, dennoch konnte der Stürmer auf Günter nochmal ablegen.

Bei der Flanke erkennt man auch hier keine nominelle Überzahl des Gegners, ganz im Gegenteil: Die Fohlen befanden sich in Überzahl. Die Bereitschaft, die Flanke zu verteidigen in der Entstehung, spätestens aber beim Kopfballduell, war – vorsichtig formuliert – nicht da. Die Bereitschaft wurde auch in den langen Bällen des Gegners vermisst, diese Dinge sind einfach zu machen. Egal, welche Mannschaft taktisch wie eingestellt ist.

Standardflut – 3:0
Pressingfallen Kone:
Das SC Freiburg es gegen den Ball gut gemacht hat, ist offensichtlich. Dabei hatten sie das Muster, Manu Kone in Pressingfallen tappen zu lassen.
So ist der eine oder andere Ballverlust entstanden, der z.B. zum Standard geführt hat, der das dritte Gegentor zur Folge hatte.
Die Freiburger liefen im 4-2-3-1 an, haben ballnah verschoben, jedoch die Falle um Kone aufgebaut, indem sie ihm ein wenig Platz gaben, ehe man den Franzosen aggressiv bei Ballannahme anlief.


So auch der Ballverlust, der zum Standard (Tor 0:3 12´) führte:
Hier ist das 4-2-3-1 der Freiburger leicht zu erkennen. Freiburgs 6er Höfler mit gutem Positionsspiel, der die Nähe zu Hofmann und Kone hielt, und je nach Zuspiel Zugriff auf den Gegenspieler bekam.
Als der Pass zu Kone kam, tappte die Falle und Höfler konnte den Ballgewinn erzeugen.


Das Verteidigen der Standards:
Beim 0:3 der Freiburger hatte Thuram die klare Zuteilung mit Schlotterbeck, dessen Laufweg er nicht rechtzeitig aufnahm.
Der abgewehrte Ball von Sommer landete im 5-Meter-Raum zentral direkt vor Lienhart. Merkwürdig, wie im eigenen 5er, zentral vor dem Gehäuse, der Gegenspieler seelenfrei zum Nachschuss ansetzen konnte.


0:4 –
Entstehung der Ecke:
Nach abgewehrter Flanke von Grifo, landete der Ball bei Lainer, der diesen direkt auf Thuram weiterleitete. Die Körperspannung des Franzosen ist nicht gut genug, um gegen das starke Gegenpressing des Gegners standzuhalten. Innenverteidiger Schlotterbeck ist da, Eggestein und Lienhart sicherten ihn ab, somit gelangen die Gäste wieder in Ballbesitz.


Dennoch hatte man danach immer noch die Chance, den Ball zu gewinnen.
Freiburg verlagerte den Angriff von links nach rechts, um dann wieder links zu attackieren. Lainer rückte halbherzig zu Günter auf, Zakaria verpasste das Nachschieben zu Grifo allerdings komplett, sodass ein Doppelpass stattfand. Günters Hereingabe wurde zur Ecke abgewehrt.

Das Verteidigen des Standards – 0:4
Dass Grifo die Ecken gerne auf den ersten Pfosten schlägt, ist nicht unbekannt. Dass Höfler gerne am ersten Pfosten lauert, ebenfalls nicht.
Dennoch kam man genau über diese Kombi zum Torerfolg.
Gladbach wählte eine Mischung aus Raum- und Manndeckung. Kone deckte Höfler, Thuram sollte den Raum vor dem ersten Pfosten decken.
Die Ecke wurde geschlagen, Höfler war wacher und schärfer als Kone, der dann zu spät kam. Natürlich ist Thuram auch nicht schuldlos, aber für ihn spricht der Reaktionsnachteil, weil Höfler aus dem Rücken kommend, zum Abschluss kam. 0:4 – 19´.

Verteidigen des Standards – 0:5
Grifos Freistoß hat eine lange Flugbahn, die der Entfernung des Freistoßes geschuldet ist. Eigentlich ein Vorteil für den Verteidiger, der mehr Zeit hat, um den Ball einschätzen und sich selbst sortieren zu können.
Schlotterbeck konnte sich von Zakaria lösen, hatte genug Abstand zum Schweizer, um die gut getretene Flanke zentral vors Gehäuse zu schlagen.

Elvedi und Ginter agierten so ballorientiert, dass sie zentral vor Sommer eine 2-gg1- Überzahl für Freiburg (Höler und Höfler gegen Lainer) zuließen.
Der Ball landete über Umwege am zweiten Pfosten, und wird dann wieder eingespielt, ehe Höler den Ball einnicken konnte.

Verteidigen des Standards – 0:6
Entstehung 0:6 –
Ginter deckte Lienhart, Bensebaini war Schlotterbeck zugeteilt. Wieder sollte Thuram den Raum am ersten Pfosten decken, und bestmöglich den Ball dort bereits abwehren.
Die Freiburger waren vor der Ausführung alle vor den Gladbachern, welches Ginter bei der Ausführung auch nicht mehr ändern konnte, Lienhart war enteilt.

Der Ball kam über Thuram auf Schlotterbeck, der sich gegen Bensebaini so blockte, dass er vor ihm stand, und zuerst an den Ball kam. Ob Bensebaini nachträglich nochmal dran war, oder nicht, ist schwierig zu erkennen, aber was feststeht: Gutes Freilaufen, und ein erneut gut geschlagener Standard.

3 Antworten auf „Historische Heimklatsche – 0:6 gegen den SC Freiburg in der Fehleranalyse“
Detaillierte Beschreibung aller Gegentore bzw. deren Entstehung – super!
Lass mich bitte noch ergänzen, was mir in den letzten Wochen und besonders seit dem Spiel in K*** aufgefallen ist:
– das Problem bei Dreierketten ist generell, dass es Raum hinter den aufgerückten AV gibt, weil die den ganzen Flügel alleine bearbeiten müssen und es keine Doppelbesetzung wie bei Viererketten gibt;
– deswegen suchen sich die jeweiligen Gegner gerne diese Schwachstelle aus, überladen diese und hinterlaufen gerne bis zur Grundlinie, um dann zu flanken oder auf die Strafraumkante zurückzulegen;
– unser großes Manko ist der fehlende Zugriff in diesem Bereich, fehlender Körperkontakt zum Gegner in der Box beim Einlaufen, Zuteilungsprobleme und mangelndes Stellungsspiel – deswegen werden sogar Halbfeldflanken zur Bedrohung;
– Deckungsarbeit: Der 6er Raum, also die sog. Zone 14, ist oft ungedeckt bzw. „nicht aufgefüllt“; dazu sind das Nachrückverhalten und das Umschaltspiel nach Ballverlust zu träge; vor allem, wenn der Ball im 8er- oder 10er-Raum verloren wird (große Lücken zwischen allen Linien);
– außerdem wird im letzten Drittel nicht konsequent durchgedeckt, bei überspielten Mitspielern nicht übernommen und ballorientiert verschoben, das sog. Hinterlaufen vom Gegner ist somit problemlos möglich;
– defensiv steht man oft 1 vs 1, so dass in der Dreierkettenformation keine Stabilität entsteht;
– offensiv möchte ich noch kurz anmerken, dass die Mannschaft keine Ruhe hat, um mal im letzen Drittel „auf Lücke zu spielen“, wie es unter Favre usus war;
– der Abschluss wird zu schnell gesucht, wodurch wir den Gegner nicht intensiv bespielen, uns aus einer Bedrängnis kombinieren, Torchancen erspielen oder einen Rückstand umbiegen können;
– und leider fehlen uns eine Vielzahl tiefer Läufe, wie sie Hoffmann macht, damit wir öfter zwischen die Linien kommen und Schnittstellen öffnen.
Das war’s von mir so im Wesentlichen.
Grüße
Schwerti
Wow! Eine bemerkenswerte Beschreibung. Cool, dass man sich so mit Fußball auseinander setzt, und nicht nur die Mentalität nach jeder Niederlage in Frage stellt. Danke für deinen Beitrag, den ich so fast zu 100% wiedergeben würde!
Grüße,
BorussiaEpxlained
Dankeschön.
Gebe das Lob zurück. Lese Euren/Deinen Blog sehr gerne, weil endlich mal sachliche-fachliche Analysen geboten werden.
Bitte weiter so!
Grüße