Eine Analyse von Deniz.

Aufstellung und Matchplan beider Teams
Union und Urs Fischer agierten in der 5-3-2 Formation gegen den Ball, die sich mit Ball zum 3-1-2-4 entwickelte.
Dabei versuchten die Berliner im Ballbesitz die Wingbacks auf den Flügeln zu finden, die teils mit ausbrechenden Achtern, wie Haberer, überladen wurden.
Das Zentrum wurde von Borussia kompakt im 4-4-2 verdichtet. Stindl agierte mit seinem Deckungsschatten clever, um Khedira zuzustellen. Des Weiteren stand die Abwehrkette in den horizontalen Abständen sehr kompakt und in kurzen Abständen, die automatisch Union auf die Flügel lenken sollte.
Mit Ball versuchten die Fohlen in der ersten Halbzeit in ihrem gewohnten Stil den freien Spieler im Mittelfeld hinter den Achtern zu finden, welches mit Stindl ab Mitte der Halbzeit öfter gelang.

Wie eröffnete Gladbach das Spiel?
Gladbach baute mit Kramer, der sich neben Elvedi fallen ließ, auf. Die flache Positionierung von Scally sollte eine numerische Überzahl in der ersten Linie herstellen, da Union gegen Friedrich, Elvedi und Kramer mit beiden Stürmern + Schäfer anlief.
Die Fohlen hatten eine recht stabile Zirkulation innerhalb der ersten Linie, auch weil Union dies zuließ.
Zu Beginn konnten die Fohlen die Übergangszone nicht bespielen, weil Plea und teils Bensebaini eine zu tiefe Positionierung hatten, die Union dazu veranlassten, die Räume rund um Kramer mit Mannorientierungen zu kontrollieren.

Wenn Bensebaini und vor allem Plea im Halbraum höher standen, öffnete sich der halblinke Raum, hinter dem rausschießenden Schäfer. Diese konnten die Fohlen zunächst nicht bespielen, da eingangs der Mut fehlte, über den Dritten (i. d. F. Weigl) die Linien zu brechen.

Ab der Mitte der ersten Halbzeit schob die letzte Linie Gladbachs generell höher, öffnete den Zwischenraum. In diesem fand Stindl einige Male Positionen, in denen er die Übergangszone fand. Besonders Weigl schuf in Kombination mit Stindl Überzahl, um Khedira in Entscheidungsnot zu drängen.


Unions Aufbaustrukturen: Erst 3-1, dann 2-1
Union stellte mit hohen Wingbacks und breiten Achtern einen hohen Fokus auf die Flügel, weil sie A) Stärken im Flügelspiel besitzen, und B) Gladbach das Zentrum im Defensivverhalten kontrollierte und somit Union auf die Flügel zwang.
Die Fohlen bauten mit einer horizontal-kompakten Viererkette den Riegel auf, die von Kramer und Weigl unterstützt wurden. Die beiden Stürmer (besonders Stindl) hatten gute Anlaufwinkel, die Khedira schloßen.
So waren mehrere Diagonalbälle von halblinks-, -rechts zum ballfernen Flügel zu beobachten. Borussias Flügelspieler (besonders Ngoumou) hatten dabei eine gute Positionierung innerhalb der Kette, die eine schnelle Rückwärtsorientierung gewährleisten konnten.

Die tiefen Sechser Kramer und Weigl sicherten bei den Flanken den Rückraum ab, um die Abpraller, etc. zu kontrollieren, während die AVs Friedrich und Elvedi in der Boxverteidigung stärkten.

In Phasen der ersten Halbzeit war zu beobachten, wie Union besonders ihren linken Flügel mit Haberer überlud. Dies könnte aus mehreren Gründen geschehen sein:
- Durch die Nicht-Besetzung des linken Halbraums, versuchte Union Weigl eine höhere Positionierung aufzudrängen, der ohne Gegenspieler im Raum agierte. Die Anbindung von Becker fehlte jedoch in den Räumen hinter Weigl, der sich zudem sauber in seiner defensiven Formation verhielt.
- Scally sollte raus gezogen werden, um die Schnittstellen innerhalb der Kette zu vergrößern, die z. B. Becker die Tiefenläufe ermöglichen sollten.

Union konnte diese jedoch nicht effektiv bespielen, weil Friedrich und Elvedi eine hohe Auffassung für Tiefensicherungen hatten, und die langen Bälle von den Knoche/ Leite verteidigt wurden.

So versuchte Union Borussias Viererkette unter Druck zu setzen, in dem Doekhi höher schob und Plea tiefer rein drückte. Dadurch konnte Ryerson noch höher schieben, und Bensebaini in gewisse Entscheidungsnöte zwingen.
Aus der 2-1 Struktur eröffnete Union mit breiten IV, die gleichzeitig größere Räume für Khedira bedeuteten, weil Stindl und Thuram auf die tiefere Positionierungen von Knoche und Leite reagierten und diese pressten.

Gladbachs Probleme im Laufe der zweiten Halbzeit
Gladbachs Probleme begannen, als Knoche in der zweiten Halbzeit in den Sechser Raum schob, somit Khedira entlastete und gleichzeitig im Zwischenraum Stindl und in der Kettenreaktion Weigl oder Kramer unter Druck setzte.
Plea konnte Khedira im Halbraum selten übernehmen, da er sonst frühzeitig die Flügel unkontrolliert frei geben würde, die für Ryerson und Schäfer Überzahl gegen Bensebaini bedeutet hätte.

So drückte der FCU Gladbach um Stindl und Co. tiefer rein, verlagerte das Spiel in die gegnerische Hälfte und hatte nun eine saubere Besetzung der Zwischenlinien, die sie im Anschluss über Verlagerungen weiter ausspielten.
Der Effekt: Borussias Flügelspieler ließen sich in die Kette drücken, welche dynamisch wie eine 6er-Kette agierte.

Die Borussia versuchte mit Luca Netz und Patrick Herrmann für Entlastung auf den Flügeln zu sorgen, die auch gegen den Ball mehr Frische im Pressing haben sollten.
Die Borussia schaffte es nicht mehr, für Entlastung zu sorgen und hatte dennoch genug Aktivität im eigenen Defensivdrittel, um kaum Torchancen zuzulassen, ehe ein individueller Bock das Momentum, die Stimmung und die zweite Luft des Gegners aufkommen ließen.
Hat die Borussia ein Fitnessproblem?
Die Fohlen standen im Laufe der zweiten Halbzeit (zu) tief. Die Flanken konnten bis zum Moment des Ausgleichs kontrolliert werden, ehe die Wucht nach diesem zunahm und somit auch die Torgefährlichkeit.
Für viele Fans war die Laufleistung, die auf Bundesliga.de zu sehen war, ein Dorn im Auge und/ oder gar der Grund für diese Niederlage.
Ist das wirklich so? Und haben die Fohlen ein Fitnessproblem?

Union lief im Spiel fast glatte 8 km und absolvierte 46 Sprints mehr.
Wie ist das nun einzuordnen?
Zunächst ist festzustellen, dass die Fohlen zur Halbzeit 52% Ballbesitz generierten und in Höchstphasen der ersten Halbzeit bis zu 54% kamen. Der Gegner lief im Mittelfeldpressing an und verschob fleißig auf Ballseite. Zur Halbzeitpause liefen die Gastgeber fast 2 km mehr, was logisch erscheint.
In der zweiten Halbzeit verzeichnete Union Berlin 62% Ballbesitz. Müsste also im Umkehrschluss dies nicht bedeuten, dass die Fohlen mehr laufen müssten, als Union?
In der Theorie: Ja, die Fohlen verschieben und pressen größere Räume und Gegenspieler, wie Union in der ersten Halbzeit.
In der Praxis ist dies jedoch zu erklären, die nicht mit angeblichen Fitnessproblemen zusammenhängen.
Gladbach ließ sich im Laufe der zweiten Halbzeit tiefer rein drücken, das damit begann, dass die erste Pressinglinie mit Stindl und Thuram, wie vorhin beschrieben, in Unterzahl geriet. Im Folge dessen ließen diese sich fallen, um die Kompaktheit zu halten. Durch die tiefere Staffelung, wurden die Wege nach vorn weiter. In der Phase zwischen der 55. – und 65. Spielminute zog Gladbach viele (clevere) Fouls, die den Rhythmus des Gegners brechen und eigene Ruhe und Regenerationszeit ermöglichen sollten.
Die Ruhe im Ballbesitz folgte jedoch nicht, weil die Fohlen nach 60 guten Ballbesitzminuten, die Energie mit Ball verloren und sich dem Gegner anpassten, der zur dieser Phase mit drei frischen eingewechselten Spielern (Michel, Haraguchi und Trimmel – 59´), intensiver anliefen und pressten.
Die Fohlen standen ab der 70. Minute so tief, dass sie teils mit sechs Spielern auf einer Linie + mind. zwei Sechsern standen, die auf einer kleinen Fläche verteidigten.
Gladbach muss sich also vorwerfen lassen, die Energie und Frische im Ballbesitz abgegeben zu haben, A), weil sie sich von Berlin anstecken ließen und B) Union dieses Dilemma mit frischem Personal verschärfen konnten.
So hat die Elf von Daniel Farke sicherlich kein Fitness-/ Konditionsproblem. Die Lauf- und Sprintdaten lassen sich aus der generellen Spielanlage unter Farke, den einzelnen Spielerprofilen und der jeweiligen Spieldynamik erklären.
7 Antworten auf „Haben die Fohlen ein Fitnessproblem? – Spieltaktische Analyse #FCUBMG“
Wir befinden uns im Auge des Tornados, was den Zeitgeist betrifft: Alles muss möglichst sofort funktionieren, sonst ist es halt Mist. Kontinuierliches Arbeiten, Geduld und Entwicklung… langweilig! Murmeltiertag in der Gladbach-Bubble.
Um Leistungsdaten richtig zu verstehen, sollte man nicht nur defizitorientiert schauen, sondern sich die für den Farke-Ball relevanten Faktoren anschauen, in den Gesamtkontext integrieren und kein Spiel isoliert für sich, sondern im Entwicklungszyklus betrachten.
Für mich relevant sind:
Ballbesitz, Platz 4.
Passquote, Platz 5.
Fouls am Gegner eine Quote wie Bayern.
Kopfbälle, vor den hochgelobten Frankfurtern.
Gewonnene Zweikämpfe, vor der Mannschaft der Stunde namens Freiburg.
Was noch zählt, sind der PPDA, der xG – 4. Platz, der xGA – übrigens identisch mit unseren Gegentoren und die xPoints, wo wir fast 3 hätten mehr haben müssen.
Die Richtung stimmt, die Ergebnisse hinken – noch.
Übrigens: Wir sind bei den Sprints und intensiven Läufen letzte. Union bzw. RB stehen auf Platz 16 in diesen Kategorien. Wäre gespannt auf die Erklärungen der willkürlichen Zahlendeuter, wie sowas möglich ist. Ich bin genervt.
Gut zusammengefasst, Danke!
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Danke für eure Analysen, freue mich nach jedem Spiel drauf 🙂
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[…] in München, Wolfsburg und Köpenick hat Borussia ihre Grundordnung deutlich kompakter interpretiert und sich auf ein Mittelfeldpressing […]