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Gladbach verliert mehr als verdient in Augsburg – spieltaktische Videoanalyse

Ein Beitrag von @ZonalMarc

Am Mittwoch verlor die Borussia hochverdient beim FC Augsburg mit 1:0. Warum man in Augsburg kaum gefährlich wurde und wieso das Verhalten gegen den Ball ausschlaggebend für einige Fehler im Ballbesitz waren, aber auch was sich dringend ändern muss, erfahrt ihr in der spieltaktischen Videoanalyse von Marc.

Das Verhalten im Augsburger Ballbesitz

Augsburg gestaltete den Spielaufbau im 3-1 (vgl. Bild) mit Rexhbecaj, der sich zentral zwischen die Innenverteidiger im Aufbau fallen ließ. Dies sorgte dafür, dass Kramer und Thuram in 2-auf-3 Unterzahl anlaufen mussten. Eine Tatsache, die, die Borussia am langen Ende das Spiel gekostet hat, da es gerade in der zweiten Halbzeit mit der Auswechslung von Kramer schlechter wurde. Exemplarisch habe ich dafür zwei Szenen rausgesucht, bei denen Borussia zu wenig Druck auf dem ballführenden hat und Augsburg nach einem Anlaufen mit einer diagonalen Seitenverlagerung die Fohlen in Bewegung brachte.

Hier erkennt man genau das Problem, welchem sich Thuram und Kramer immer wieder ausgesetzt sahen. Die Struktur dahinter mit Weigl und Ngoumou ist in sofern schwach, als dass beide im Raum verteidigen und niemand sich für Demirovic zuständig fühlt. Resultat daraus ist, dass Itakura zwei direkte Gegenspieler hat, wodurch Lainer einrücken muss und ballfern in seinem Rücken den Raum für Pedersen aufgibt. Die diagonale Verlagerung von Rexhbecaj bringt Augsburg hinter die Kette der Gladbacher und leitet die Torchance ein.

Ein weiteres Beispiel für die schlechte Struktur der Borussia:
Koné versuchte im Aufbau Engels vor der 3er-Kette zuzustellen. Häufig war er dafür entweder zu spät oder wie oben in der Abb. zu sehen, gar nicht in der Aktion. Theoretisch-korrekte Staffelung wäre:
Weigl müsste aus der Ordnung vorrücken, was ihm nicht unbedingt liegt, und Koné darf sich 15 Meter fallen lassen. Der fehlende Druck gegen den Ball brachte die Fohlen immer wieder in Bewegung ohne Ball und sorgte dafür, dass man nie richtig Zugriff bekam und Augsburg in Ruhe aufbauen und seine Angriffe vorbereiten konnte.

Das Muster der Unordnung führte zu immer wiederkehrendem Druck

Bei dieser Szene der Augsburger ließ sich die Borussia erneut in die Falle locken. Augsburg lockte auf ihrer linken Seite an und verlagerte in aller Ruhe über den diagonalen Ball auf die ballferne Seite. Koné, Weigl, Thuram und Ngoumou sind ballnah in Überzahl, bekommen jedoch keinen Druck auf den ballführenden Rexhbecaj, was in einer Großchance für Augsburg endet.

Auch im unteren Bild erkennt man die schlechte Positionierung von Koné, der Weigl in die Situation bringt auf Höhe der Mittellinie im 1vs2 zu stehen und keine direkte Zuordnung bekommen kann. Koné ist zu gierig und will den abkippenden Engels zustellen, während er im Rücken das Problem für Weigl schafft.

Die fehlende Aktivität gegen den Ball und vor allem die Bereitschaft, die Augsburger Angriffe in letzter Konsequenz zu Ende zu verteidigen, zeigte sich immer wieder. Erstmals in der 9. Minute, als die Gastgeber eigentlich die Führung erzielen müssen, nachdem Gladbach eine Umschaltsituation schlampig verteidigt und schlussendlich in der eigenen Box in 4-2 Unterzahl steht. Besonders Koné ist hier zu erwähnen, der den Laufweg zurück nicht konsequent aufnimmt und sich nicht verantwortlich sieht.

Durch fehlende Aktivität gegen den Ball das eigene Ballbesitzspiel beeinflusst

Die Borussia hatte gegen den Ball zu wenig griffige Aktion und streute dadurch auch im eigenen Ballbesitz immer mehr Fehler ein, da man dort zunehmend passiv wurde. Im unteren Video hat man erst den Ballverlust, da weder Weigl, noch Koné, anspielbar sind und sich zudem beide in der entgegenkommenden Bewegung befinden und niemand die Tiefe im Rücken des Anderen gibt. Auch nach Ballgewinn gab man den Ballbesitz in vielversprechender Position durch ungenaues Passspiel ab. Zu wenig, um die Chance auf einen Bundesligasieg zu haben. Selbst wenn es nicht die schnelle Umschaltsituation ist, dann MUSS es das „Ballbesitzsichern“ sein. Diese Entscheidungsfindung ist in der aktuellen Phase der Borussia häufiger Thema. Tempoverschärfung oder ruhiges, geduldiges Vorbereiten und Zurechtlegen des Gegners werden momentan häufig in den falschen Situationen eingebunden.

Zudem brachte man sich selbst in Bedrängnis durch kleine Unsauberkeiten, wie im unteren Video zu erkennen, als Elvedi den Ball auf Omlin nicht in den offenen Fuß spielt, sondern ihn so unsauber und „zu“ anspielt, dass Omlin nur direkt per Flugball klären kann.

Es kam, was passieren musste…

Die Borussia kassiert den Gegentreffer zur Augsburger Führung in der 82. Minute und das ist zu diesem Zeitpunkt mehr als verdient, schaut man nur auf das xG-Verhältnis von 0,33 zu 1,11 für den Gastgeber.
Die Entstehung dabei ist, wie es sich die gesamte zweite Hälfte angekündigt hatte: Borussia spielt einen langen Ball und gewinnt den zweiten Ball zunächst, ist aber dann im „Ping-Pong-Umschaltmodus“ in Person von Julian Weigl, der hier den Ball kontrollieren kann statt unkontrolliert zu köpfen. Allerdings ist Weigl auch etwas in Schutz zu nehmen, hatte er doch sonst 90 Minuten volle Bewachung und war vermutlich selbst etwas überrascht aufgrund der großen Freiheit um ihn herum. In der Folge ist es dann Koné, der kein Tempo mitgehen kann/möchte und Weigl, der zwar im Vollsprint mitgeht, letzlich in der Boxverteidigung nicht die nötige Konsequenz mitbringt und den Raum, statt Berisha verteidigt.

Warum diese Niederlage in ihrer Art und Weise besonders nervt…

Zu Beginn der Partie fand die Borussia gegen das mutige Anlaufen der Augsburger sehr gute Lösungen. Weigl war immer wieder präsent mit guten Auftaktbewegungen, wodurch Omlin vor allem unter Druck, die Möglichkeit bekam, über Weigl auf Itakura zu öffnen, der dann viel Wiese vor sich fand. So auch bei den zwei folgenden Videos, die zeigen, dass die Borussia durchaus seine Momente hatte.

In unteren Beispiel sieht man die schnelle, vertikale Lösung über Ngoumou. Genau diese klappte danach nicht einmal mehr, man probierte sie nichtsdestotrotz unermüdlich. Kaum einmal schaffte es die Borussia Plea im Halbraum aus der Bewegung ins Spiel zu bekommen oder mit geduldigem Aufbau auf den Fehler der Fuggerstädter zu warten. Diese Entscheidungsfindung und vor allem eine Variation im Vortragen der Angriffe ist der Schlüssel für ein besseres Ballbesitzspiel und dieses sorgt meist dafür, dass der Gegner unstrukturiert und unsauber gegen, aber vor allem mit Ball, wird.
Letzteres hat die Borussia an diesem Mittwochabend in Augsburg nicht geschafft.

Fazit: Mit dieser Leistung wirst du in der Bundesliga nicht erfolgreich sein!

Die Leistung in Augsburg war schlecht, war vom Reagieren auf das aggressive Anlaufen der Augsburger zu wenig und vor allem war es mit Ball oft zu unsauber. Kleinigkeiten, wie das Zuspiel auf den Torwart oder aber die Auftaktbewegung ohne Ball, wirkten häufig nicht abgestimmt genug. Nimmt man nun noch die oft zu gierige Entscheidungsfindung im Ballbesitz – „zu früh zu viel zu wollen“ – dann wird schnell deutlich: So kannst du in der Bundesliga nicht erfolgreich sein. Hoffen wir, dass es in den nächsten Spielen geduldiger, konsequenter und auch besser in der Passqualität und Entscheidungsfindung wird, dann werden wir auch schnell wieder „für Punkte in Frage kommen“.

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