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Borussia U23 vs. Wiedenbrück – spieltaktische Analyse

Ein zugegeben schwaches Spiel beider Mannschaften mit vielen technischen Unsauberkeiten endete mit einem 2:0 Heimerfolg der U23 von Borussia Mönchengladbach. Warum dieser verdient war und wie genau sich die Mannschaft von Trainer Eugen Polanski diesen verdiente, erfahrt ihr in der Analyse von @ZonalMarc.

Die Borussia agiert in variablen Strukturen zu Beginn und lässt das Tempo vermissen

Zu Beginn der Partie versuchten es die jungen Fohlen gegen das 5-3-2 der Gäste mit 3-2 Aufbau (siehe Bild oben) und Außenverteidigern im Zwischenraum zwischen Linie 3 und 4. Allerdings standen die beiden Halbverteidiger beim Abkippen von Per Lockl oft zu eng und konnten so die freien Halbräume zum Andribeln zu selten nutzen. Im Zwischenraum der Wiedenbrücker Ketten war immer ein freier Fuß zu finden, allerdings wurde der Passweg kaum geöffnet, da man auf den Halbverteidigerpositionen nicht ins Andribbeln kam.

So wurde genau der oben zu sehende Passweg oft nur dann gefunden, wenn der Gegner den Druck auf Najjar bekam und der Winkel für den Pass schlechter wurde aufgrund des fehlenden Tempos. Der Pass misslang so nahezu immer.

Dass man anpassungsfähig agieren kann, zeigten die Folgeminuten. Mit flacheren Außenverteidigern in 2-1 Struktur konnte man die gegnerischen 6er bzw. 8er besser binden und den Rücken dieser attackieren durch entgegenkommende Bewegungen, wie im unteren Bild zu sehen. Die flachen Außenverteidiger Kemper und Walde brachten so den Wingback der Wiedenbrücker ins Zweifeln und öffneten den Halbraum.

Fehlendes Verbindungsspiel

Besonders in der 2-1 Struktur schaffte es die U23 immer wieder den Gast besondern in der letzten Linie mehr zu binden, wodurch sich im ballfernen Halbraum Lücken ergaben. Zu selten wurden diese genutzt, da mit u.A.Mika Schroers zu selten eine gute Höhe in der Anbindung gefunden wurde. Kippt er hier mehr ab, ist er offener und hat mehr Platz, den Halbraum zu attackieren.

Die fehlende Anbindung war besonders dann deutlich, wenn die Borussen sich im Halbraum offen lösen konnten und die Seite schneller hätten verlagern können. In der oben stehenden Szene gibt es die Möglichkeit via 1 Kontaktspiel die direkte Verlagerung einzuleiten. Stattdessen wurden – wie so oft in HZ1 – die Kontakte maximiert und die Option der Verlagerung nicht genutzt.

Die wenigen Glanzmomente in Halbzeit 1

Zu selten reagierte man auf die Möglichkeiten, die Wiedenbrück anbot. Wie oben zu sehen, war der tiefkommende Außenspieler mit Rücken zum Spielfeld ein klarer Pressingauslöser der Gäste. In dem Beispiel reagierte besonders Mika Schroers gut, verlagerte die Seite und attackierte sofort den Rücken des pressenden Außenverteidigers des Gegners.

Eben noch 5 Meter Distanz mehr als der Gegenspieler zu dessen Tor, hat Mika dank der Konsequenz seinerseits nun knappe 3 Meter Vorsprung. Der tiefe Ball von Tom Gaal passt perfekt. Neben einer Großchance von Lofolomo nach konsequentem Gegenpressing und einer Halbchance nach hohem Ballgewinn von Beckhof war es dann in Halbzeit 1.

Einige Anpassungen ebnen den Weg für eine dominante zweite Halbzeit

Die Fohlen hatten einen klaren Plan, den Gegner höher zu binden und Halbräume zu attackieren. Walde schob dabei leicht asymmetrisch bis in die letzte Linie, die Wege für die Gegner wurden länger.

Generell bekam man die gegnerischen Wngbacks häufiger ins Zweifeln. Durch einen offenen Kontakt nach innen nach flacherer Positionierung und mutigem Andribbeln von Walde (siehe Bild unten) musste Wiedenbrück ballfern einrücken, um das Zentrum zu schließen, wodurch sich für BMG ballfern Räume ergaben.

Besseres Ballbesitzspiel dank kleiner Details

Häufig schaffte man es, ballnahe Dreiecke zu erzeugen, wie unten zu sehen.

Nicht nur der Ballbesitz wurde dadurch gesichert, sondern Wiedenbrück wurde immer wieder zum Rausschießen im Zentrum gelockt. Dies erkennt man im unteren Bild sehr gut.

Einmal das Anlocken erfolgreich durchgeführt wurde zunehmend schneller ballfern verlagert. Viel besser als noch in Halbzeit 1 wurde Wiedenbrück so auseinander gezogen, wie unten zu sehen.

Zudem agierte man jetzt in 3-1 oder situativ 3-2 Struktur mit deutlich breiteren Halbverteidigern und attackierte die Räume, die in Halbzeit 1 bereits da waren, aber zu langsam bespielt wurden. (siehe unten)

Die breite Bindung als Vorbereitung des Musters zum Führungstreffer

Zu Beginn von Halbzeit 2 agierte das Team von Eugen Polanski noch zu kompakt im eigenen Ballbesitz, wie unten stehend zu sehen. Walde muss früher die Breite besetzen, um Wiedenbrück in Selbiger zu binden.

Mit zunehmender Spieldauer fand man mehr in diese Struktur und zog Wiedenbrück zunehmend auseinander, was die Möglichkeit eröffnete mit dem Flugball von Lockl auf den super breit einlaufenden Beckhof den Rücken der Innenverteidiger zu attackieren und in Führung zu gehen.

Das 2:o war dann eine Folge der erarbeiteten Strukturen. Wiedenbrück in der Breite angelockt, offenen Fuß im Halbraum gefunden, Innenverteidiger durch klugen Laufweg von Meuer gebunden und in der Breite über Schroers aufgelöst, konnte man das 2:0 nach perfekt vorgetragenem Angriff erzielen. Chapeau!

Was muss das Team dringend verbessern?

Um gegen den Ball griffiger und aktiver zu sein, muss man besonders in Situationen wie der unteren in Halbzeit 1 mehr auf dem Sprung sein. Kemper fehlt etwas Höhe, er steht zu flach, obwohl die Tiefe in seinem Rücken gesichert wird. Hohes Pressen bzw. Lenken des Außenverteidigers somit nahezu unmöglich.

Dadurch dass man viel Ballbesitz in dem Spiel hat, muss man auch einiges vorbereiten und einleiten. Was das Team aber gelegentlich dabei über den Haufen wirft, ist die Restverteidigung und somit läuft man des öfteren in Konter in Unterzahl- oder Gleichzahlsituationen, ein Risiko.

Auch gegen den Ball wurde teilweise zu gierig vorwärts verteidigt ohne Struktur in letzter Linie.

Individuelle Themen

Durch das meist direkte 1vs1 in letzter Linie entstehen zwangsläufig Laufduelle in der Tiefe und damit verbunden direkte Duelle im Zweikampf. Bei der größten Chance des Spiels für die Gäste verpasst es Tom Gaal den Gegner einfach zu stellen und den Mitspielern die Zeit der Zurückkommens und Organisierens zu geben. Stattdessen will er den Verteidiger aussen stellen und bekommt den Beinschuss, Glück gehabt am Ende, dass Wiedenbrück hier nicht in Führung geht.

Das Aufnehmen der Tiefenläufe und die damit verbundene Tiefensicherung hinter den Innenverteidiger gelang teilweise nicht. Jamil nimmt hier, wie schon in Bocholt, den Laufweg des Gegners zu spät auf. Im Screenshot unten sieht man schon den Lauf des Gegners, während Jamil noch mit tiefem Schwerpunkt frontal steht und auch Per Lockl verpasst die Tiefe.

Boxbesetzung bei gegnerischem Konter

Zweimal hat die Borussia große Probleme, die Überzahl in der eigenen Box herzustellen. Auch wenn es in der ersten Halbzeit (Bild 1) ein Foul vorab an Brüll war, so schläft Lofolomo und geht gar zurück. Bei Bild 2 stehen ebenfalls 3 Spieler rund um die eigene Box und einzig Per Lockl fühlt sich verantwortlich für den zweiten Pfosten und rettet mit einer eingesprungenen Grätsche, big Save!

Fazit: Verdient gewonnen, aber..

..die Partie hätte auch aufgrund der ein der anderen oben beschriebenen individuellen Thematik kippen können. Man hat aus dem Bocholt-Spiel gelernt und war geduldiger im Ballbesitz, allerdings in Halbzeit oft zu geduldig, als man selten den zentralen Innenverteidiger überspielte, sondern sehr langsam aufbaute und keine Halbräume fand. In Halbzeit 2 dann ein anderes Bild: Wiedenbrück hoch gebunden und die Zwischenräume geöffnet durch mutiges Andribbeln und ballnahes Anlocken.
Alles in Allem sehr viel Kontrolle und daher auch verdient das Spiel gewonnen!

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