Eine Analyse von Deniz.


Spieleröffnung BMG
Beim Abstoß der Fohlen schoben die AVs „ungewohnt“ hoch in die dritte Linie und ließen sich individuell auf Ballseite fallen, um Anbindung für die Innenverteidiger zu schaffen.
Aus dem Spiel heraus (im tiefen Aufbau) agierten die Fohlen in 2-2 Strukturen, mit Weigl und Kone als Sechser. Die AVs ließen sich hier nur situativ fallen.
Im mittleren Spielfelddrittel ergaben sich 2-2-5-1 Strukturen, in denen die Fohlen besonders mit Plea, Kramer und Stindl zentrumsorientiert hinter der gegnerischen Mittelfeldkette agierten. Dabei band Thuram in der 5er-Kette der SGE zwei Verteidiger.
Die Idee dabei war es, die Zwischenräume hinter der – von der SGE gewollten – hohen Mittelfeldkette, die sehr kompakt hinter der ersten Pressinglinie agierte, zu bespielen.
Dabei wollten die Fohlen gleichzeitig die Tiefenläufe von Hofmann durch die hohen AVs – besonders durch Scally – über Zuspiele ins Halbfeld bespielen und darüber den jungen Rechtsverteidiger hinter der Kette einsetzen.
Die Regelmäßigkeit, über die Halbräume, oder gar von den Flügeln ins Zentrum zu gelangen, oder alternativ Durchbrüche auf den Außenbahnen zu erzielen, nahm früh im Fohlen-Spiel ab. Frankfurts konsequente Spielweise gegen den Ball, zwang Gladbach zu ungewollten Ballaktionen.
SGE zwang BMG über Friedrich zu eröffnen
Lindström lenkte im Angriffs- und Mittelfeldpressing, als Initiativauslöser, das Aufbauspiel der Fohlen auf den Innenverteidiger Friedrich.
Kolo Muani übernahm mannorientiert den zentralen Sechser, während Kamada oder Sow Gladbachs zweiten Sechser zustellten. Lindström lief im richtigen Timing an und schloss mögliche Passoptionen im Rücken, während Götze den – für Elvedi – ballfernen Halbraum zustellte und gleichzeitig den Pass zu Friedrich zusätzlich „provozierte“.
Auf den Außen konnte die SGE im Angriffspressing zupacken und Friedrich zu unkontrollierten langen Bällen zwingen.
Der Borussia hätte ein 3er-Aufbau in erster Linie, die zum Beispiel dynamisch fallend von Kone besetzt wird, gut getan, um die SGE in klarere 5-2-3 Strukturen zu zwingen und die vorderste Linie in die Breite zu ziehen.
Die Fohlen passen sich im 2-3 Aufbau an
Die Fohlen versuchten durch dynamisch-fallende Zehner und daraus resultierend im 2-3 Aufbau, die Räume seitlich neben den Sechsern zu finden. Dafür ließ sich Stindl in die beschriebene Räume fallen, die Elvedi bespielen konnte.
Kramer besetzte dann die Halbräume, um Ndicka rauszulocken.
Die Problematik entstand in der letzten Linie und den fehlenden Tiefenläufen. Thuram war halblinks positioniert; für Stindl war Scally keine realistische Option, da die Distanzen zu groß wären, um die Halbräume hinter der SGE-Kette zu attackieren.
Durch Kones Positionierung in der ersten Linie im tiefen Aufbau, waren die Übergänge flüssiger. Die Borussia konnte dadurch kontrollierter aufrücken, da die SGE (auch dem Ergebnis geschuldet) nicht das Risiko suchen wollten, um mit den eigenen Sechsern auf Gladbachs Sechser zu springen.
Im Mittelfeldblock war der 2-3 Aufbau eine sinnige Lösung, um die erste Linie zu bespielen und nicht zu früh in die Formation hinein zu spielen, da die SGE das Zentrum sehr kompakt und mit viel Personal kontrollierte.
Pressingverhalten der SGE
Die SGE stellte beim Abstoß von Sippel hoch zu und presste zu Beginn sogar 5 vs. 4, ehe Sow oder Kamada den Sechser Raum absicherten und Kolo Muani mannorientiert Weigl zustellte.
Die Prinzipien waren jedoch klar: Elvedi nach innen lenken, dabei die Passoptionen in zentrale Zonen schließen und beim Zuspiel auf Friedrich diesen intensiv zu pressen.
Dabei sprangen die Wingbacks auf (teils) tiefe AVs der Fohlen, während sich in anderen Zonen ebenfalls 1 vs. 1 – Duelle bildeten.
Im Mittelfeldblock agierte die Eintracht im Verwaltungsmodus in 5-4-1 Staffelungen und presste mit Lindström als Initiativauslöser.
Dabei schloss die SGE personell mit 5 Spielern stets das Zentrum, die sich nach Zuspielen arg zusammen drückten. So waren die Fohlen – wie eben beschrieben – gezwungen, über weite Halbräume das Spiel zu übergehen.

Borussias Probleme im Positionsspiel
Die SGE profitierte auch davon, dass die Borussia selten die richtige Positionierung fand, die Plea und Kramer in dritter Linie primär angingen.
Die Schnittstellen innerhalb der SGE-Linien wurden personell zu unsauber besetzt, um doch linienbrechende Pässe zu spielen.
Dynamisch ergaben sich (Halb-)Räume, die Borussia aufgrund der fehlenden Besetzung nicht bespielen konnte, sodass Rückverlagerungen nötig waren.
Die Gegentore, die zum 0:1 und 0:3 führten, waren sinnbildlich dafür, wie verhältnismäßig „schwach “ das Positionsspiel und dessen Findung für Gladbach war.
Eintrachts Aufbaustrukturen
In 3-2 Aufbaustrukturen, wie in der Gegnervoranalyse beschrieben, agiert häufig einer der beiden Sechser breit auf dem Flügel (Sow), während dessen Partner (Kamada) im Zentrum hinter Kramer und Thuram positioniert war. Die SGE sucht in ihrer Spielvermittlung primär Kamada, die sie durch „Spiel über den Dritten“-Muster freispielen. Sow streckte die zweite Linie der Fohlen, indem dieser Stindl und Weigl raus lockte, während Lindström in den Schnittstellen seine Positionierungen fand und klatschen lassen konnte.
Prinzipiell ziehen die Sechser das Spiel in der horizontalen Linie breit, um das Zentrum freizuziehen, oder Halbräume zu vergrößern, in denen Risse in Gladbachs Kompaktheit entstanden, weil Kone und Weigl früh auf Sow und Kamadas breite Positionen reagieren mussten. Die enge 3er-Kette der SGE, zogen Kramer und Thuram zusammen, sodass sich die Halbräume für Kamada und Sow ergaben.
2. Halbzeit
Die Borussia war in der zweiten Halbzeit um mehr Passsicherheit bemüht und brach das Risiko im Ballbesitz auf ein Minimum.
Über die Stabilität versuchte die Borussia zurück ins Spiel zu finden – Schritt für Schritt.
Der Anschlusstreffer zum 1:3, durch Thuram, gab dem Stadion nochmal die Momente, jedoch verpufften diese durch die Kameraeinlage, ehe es zu weiteren Szenen hätte kommen können.
Beide Mannschaften ließen nichts nennenswertes zu (SGE bestrafte sich mit dem Gegentor selbst). Das Spiel gewann nicht die Intensität, die BMG in der zweiten Halbzeit benötigt hätte, um ein mögliches 0:3 aufzuholen.
Fazit
Die Borussia hatte mit den Gästen aus Frankfurt einen Gegner, der formstark in den Borussia-Park kam. Die Elf von Oliver Glasner agierte gegen den Ball stark und raubte der Fohlenelf die Stärke im Zentrum. Aus den resultierenden Ballgewinnen profitierte die SGE von den meist hochgeschobenen AVs, die, die Halbräume nicht besetzen konnten. Die Absicherung zwischen Kone und Weigl war nicht immer optimal. Besonders Lindström profitierte von diagonalen Tiefenläufen.
Die Daten zeigen auf, wie sehr die SGE ihre letzte Linie kontrollierte und Borussia zu hohen Ballverlusten zwangen (60x).

Trotz dessen, dass die Gäste „nur“ 41% Ballbesitz hatten, schaffte es die SGE 5-Mal öfter das gegnerische Strafraum zu erreichen.
Das sagt aus, wie sehr sie das Spiel auf ihre Art und Weise kontrollierten.

Zugegeben: Die Verletzungsproblematik ist für die aktuelle Fohlenelf mindestens eine Nummer zu groß.
Mit Yann Sommer, Ko Itakura, Stefan Lainer, Florian Neuhaus, Hannes Wolf, Jonas Hofmann fehlten und fehlen der Elf von Daniel Farke zu viele Schlüsselspieler auf dem Platz, um einer formstarken SGE den Schneid abzukaufen. Trotz der Kontrolle, die SGE besaß, war das Halbzeitergebnis mit 0:3 bitter und nicht nötig.
Eigene Fehler waren zu groß, die des Gegners wurden nicht bestraft.
Dass dieses Spiel vermutlich in dieser Saison jenes war, welches am wenigsten Eigenkontrolle besaß, ist auch ein Indiz für die Verletzungsproblematik. Die fehlende Tiefe im Angriffsdrittel, war für die 5er-Kette der SGE ein großer Vorteil. Sowieso, wenn man weiß, dass mit Ndicka und Tuta zwei Halbverteidiger vorhanden sind, die in ihrem Gesamtpaket starke Zweikämpfer sein können, die zudem Speed und Pace mitbringen.
Es bleibt zu hoffen, dass sich die Verletzungsproblematik so schnell es geht entspannt, und die Fohlen eine Möglichkeit finden, Tiefe zu erzeugen, um konstant Torgefahr entwickeln zu können.
Zeit für Ngoumou?
Eine Antwort auf „SGE kontrolliert das Spiel der Fohlen – Spieltaktische Analyse -BMG vs SGE (1:3)“
Qualität ist gebunden an gewisse Spieler, die uns aktuell fehlen. Dies ist Tatsache und kein Vorwurf an diejenigen, die es aktuell richten. Es ist angebracht, der Realität ins Auge zu sehen bei einer Mannschaft, der es nach zwei chaotischen RB-Jahren an strukturellem Grundvokabular fehlt, bei der Leistungsträger ausfallen und Alternativen sich nicht schnell genug adaptieren (können), aber das trotzdem im tabellarischen Soll liegt. Lernen und Entwicklung sind das Fundament für alles, was jetzt kommt.