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BMG lässt sich auskontern – Die Restverteidigung in der Spielanalyse

Die Elf vom Niederrhein verlor das Auftaktspiel im neuen Jahr zu Hause gegen Bayer 04 Leverkusen mit 2:3.
Das Spiel gegen die Bayer-Elf lief ähnlich, wie frühere Aufeinandertreffen:
BMG war um Spielkontrolle und Dominanz bemüht, entwickelt dabei keine Durchschlagskraft und ließ sich – trotz genügend Personal hinter dem Ball – auskontern.
Wie es dazu kam, welche Probleme entstanden und wie BMG sonst im Spiel war, seht ihr – anhand Scoutingfeed-Clips – hier!

Eine Analyse von Deniz (@DenizimHalbraum)

@DenizimHalbraum

BMGs 4-2 Spieleröffnung gegen Bayers Mannorientierungen

Zunächst hatte Gladbach die ersten 20 Minuten unter Kontrolle und auch die Dominanz im Spiel gegen den Ball, sodass vermehrt Aktionen mit Ball stattfanden.
Schauen wir uns die Spieleröffnung an, so lockte Gladbach in ihrem typischen 4-2 Aufbau den Gegner an. Die Elf von Xabi Alonso lief mannorientiert im 3-4-1-2 an.
Gladbach füllte das Zentrum mit Kone, Weigl, Plea, Kramer und Ngoumou. Während Letzter Tapsoba binden sollte, versuchte BMG den Zwischenraum hinter Bayers Doppel-Sechs zu finden, was des Öfteren gelang.
Hofmann lauerte derweil am rechten Flügel hinter dem aufgerückten Bakker und auf diagonale Verlagerungen von Plea.

2-3 Struktur BMG; LEV im 5-„Würfel-Fünf“

Durch den Ansatz, den Xabi Alonso für seine Mannschaft wählte (im 5-2-1-2 -> „Würfel-Fünf“; im Mittelfeldpressing Gladbachs Zentrum zu kontrollieren), konnte BMG zumindest mit ihren IV höher eröffnen, als im Heimspiel gegen den BVB der Fall war.

Dabei entwickelte der VfL eine 2-3 Struktur, in der in zweiter Linie Kone, Weigl und Lainer sich positionierten.
Über Gladbachs rechte Angriffsseite (Lainer und Hofmann) entwickelte sich aufgrund ihrer Spielerattribute ein dynamisches Spiel, welches auf Überzahl auf dem Flügel hinaus war.
Dabei band der ballnahe Zehner (i. d. F. Kramer – s. Video) Hincapie, sodass Lainer und Hofmann die 2vs1-Situation auf Bakker ausüben konnten.

Die „Würfel-Fünf“, die Leverkusen im Mittelfeld gegen den Ball spielte, hatte die Schwäche, dass Palacios mannorientiert auf den abkippenden Kone reagierte und Andrich im Zentrum in regelmäßigen Unterzahlsituationen brachte.
Das Spiel der Fohlen baute sich hauptsächlich auf der linken Angriffsseite auf, in der Kone der Antreiber für die Spielübergangszone war, die er mittels Dribblings und Pässen ins letzte Drittel, durchbrach.

Gladbachs Probleme dabei waren die „mutlosen“ Aktionen mit Ball. Im ersten Video spielte Itakura nicht in den Flügelbereich rein, den Hofmann im Anschluss z. B. nach innen-attackierend, fortsetzen könnte, um in den ballfernen Zehnerraum zu verlagern.

Oder auch Kone, der die Verlagerung auf den einlaufenden Lainer nicht spielte oder die progressivere Verlagerung übersah (s. Video oben).
Kleine Dinge, die weitere Überzahlsituationen geschafft hätten.

Die Fohlen hätten die Werkself des Öfteren brechen können, indem bspw. Itakura mutiger mit Ball andribbelt. Die Zwischenräume waren für Gladbachs Zehner offen. Die Momente verpassend, suchten wir regelmäßig Manu Kone.

Diagonaler Halbraum

Die Gäste hatten – wie angesprochen – die Räume hergegeben. So fand Elvedi vertikale oder diagonale Bälle in Gladbachs letzte Linie.
Bayers Doppel-Sechs hatte also Probleme, die Breite abzudecken, sodass Alonso auf eine 5-3-2 Struktur gegen den Ball setzte.
Hlozek fiel in den halblinken Raum, während Adli und Diaby in erster Pressinglinie agierten.

Ein Wirken hatte dies auf Gladbach tatsächlich. Zwar waren die Fohlen im letzten Drittel nicht gefährlich (s. angesprochene Probleme, um dynamischer ins letzte Drittel zu gelangen), jedoch fanden sie häufig die Zonen rund um die Box.

Leverkusen im 5-3-2; Gegentor 0:2

Im obigen Video ist zu sehen, wie BMG auf den Flügeln in Unterzahl geriet, weil Hlozek auf Lainer rausschieben konnte und Weigl die Positionierung in Ballnähe, als Verbindungselement, verpasste.

Restverteidigung – Wo waren die Probleme bei den ersten beiden Gegentoren?

Gegentor 0:1

Die Restverteidigung bestand aus einer 2+2 Staffelung, die von Elvedi + Itakura & Weigl + Lainer bestand. Nominell ist in dieser Aufteilung kein Vorwurf zu machen: Die Fohlen hatten im Moment des Ballverlustes und durch die 2+2 Restverteidigung genug und mehr Personal als der Gegner im Konterspiel. Das Problem beginnt in der Ballbesitzphase, als Bensebaini an der Strafraumkante ins Dribbling gehen „muss“, da keine Absetzbewegungen oder sonstige Anspielstationen, zurück in die erste Linie, entstanden.
Selbst in der Box, als Bensebaini aus dem Spiel – nach dem Versuch des takt. Fouls – war, hatte Gladbach Überzahl. Farke kritisierte im Anschluss zurecht in diesem Spiel das qualitative Verhalten in beiden Strafräumen.

So auch beim Treffer zum 0:2:
Die Fohlen haben nominell Überzahl, als Tapsoba aus der Not rausschlägt. Allerdings darf darüber gestritten werden, ob Weigl und Lainer besser gestaffelt stehen können. Prinzipiell macht Weigl nichts falsch, er verschiebt auf Ballseite und dort auf seinen Gegenspieler. Sieht man allerdings Lainer positioniert, der diesen bereits „halb“ übernimmt, kann man von einem spielintelligenten Spieler, wie Weigl, erwarten, dass er die Situation erkennt, sodass Lainer Hlozek übernimmt und Weigl im Zentrum absichert und Elvedi im 1vs1 entlastet.

BMG im 4-3-3 Anlaufverhalten

„4-3-3“ Pressing BMG

Die Fohlen hatten im Anlaufen eher situativ Probleme, die dynamisch entstanden, als wirklich strukturelle. Diese entstanden im Verlauf in der zweiten Halbzeit, als das Spiel etwas wilder wurde.
Generell hatte die Elf von Daniel Farke eine gute Idee, wie sie Leverkusens 3-2 Struktur in dessen Eröffnung verteidigen wollten:
Im 4-4-2 schob Plea in die erste Pressinglinie, während ballfern Hofmann fiel und eine Art 4-3-3 herstellte.
Dies hatte zu Folge, dass Borussia fast auf dem kompletten Feld im 1vs1 stand. Hofmann hatte nominell Bakker im Rücken zu verteidigen. Dieser wurde jedoch in der Verschiebebewegung der Kette aufgefangen, sodass Hofmann situativ das Vorwärtspressing auf Hincapie forcierte oder den Raum hinter Kramer im Angriffspressing absicherte.

Die Fohlen hatten demnach einige Ballgewinne in den ersten 15 Minuten zu verzeichnen, jedoch war das offensive Umschaltverhalten nicht gut.

Wenn Gladbach Probleme im Anlaufen bekam, dann meist über tiefe Flügelverteidiger der Bayer-Elf, die z. B. Plea tief gebunden haben und von Ngoumou und Kramer trennte. Im 2vs3-Anlaufen hatten die Fohlen nicht nur im vergangenen Jahr, sondern auch schon im letzten Testspiel gegen St. Pauli Schwierigkeiten.

Die zweite Halbzeit: Borussia versucht, wird zunächst nicht gefährlich, Leverkusen kontert weiter

Gladbach war bemüht dynamischer zu agieren und baute phasenweise im Mittelfeld-Spiel aus einer 3-1 Struktur auf, in der Lainer höher schob. Sonst auch in einer 4-1 Struktur, in der beide AV tiefer kamen und versuchten Frimpong und Bakker frühzeitig rauszuiehen. Dies gelang, als die Fohlen den Anschlusstreffer zum 1:3 erzielten, als Bensebaini, Wolf und Plea Räume freiziehen und diese bespielen.

Die Borussia entwickelte die Gefahr zu spät und diese vermutlich mit einer Portion Passivität des Gegners, der auch in der zweiten Halbzeit zu paar Kontersequenzen gelang und schließlich das 0:3 erzielte.

Fazit: Ähnliche Probleme, wie im Heimspiel gegen Frankfurt – mit Ball war nicht alles schlecht

Die Probleme, die Gladbach hatte, ähnelten diesen, die es in der Heimspielniederlage gegen die SGE gab. Auch da hatte man in den einzelnen Kontersituationen genug Personal hinter dem Ball, als dieser verloren ging, jedoch fehlt der Fohlenelf eine kompaktere Staffelung, gepaart mit einem höheren Bewusstsein, die das Vorbereiten des Ballverlustes betrifft.

„Warum ich den Ball haben will, hat drei Gründe”, führt Nagelsmann aus: „eine höhere Wahrscheinlichkeit für Torabschlüsse, das bessere Personal-Verhältnis fürs Gegenpressing und dem Gegner das Gefühl zu geben, er könne kontern, obwohl er nicht kontern kann”

Die Aussage von Trainer Julian Nagelsmann zeigt, dass die Anlage die Idee mitbringt, den Moment des Ballverlustes vorzubereiten.
Das Gegenpressing funktioniert bisher gut, so auch im Spiel gegen Leverkusen. Das Problem beginnt, wenn die Gegner über die Flügel kontern können; in einer Zone, in der es Gladbach eigentlich einfacher haben dürfte, diese zu verteidigen.

Das Spiel mit dem Ball war in Ordnung. Es fehlte an Dynamik im Mittelfeld, um mit Speed und Momentum auf die Kette zulaufen zu können. So konnte sich die Bayer-Elf meist schnell genug sortieren und rund um die Box organisieren.
Farke bemängelte die Entscheidungsfindung mit Ball, die den letzten Pass nicht ermöglichte. Dies ist eine treffende Analyse, aber gleichzeitig eine, die auf kein strukturelles Problem hinweist.

Unter dem Strich bleibt:
Kein optimaler Start und das Spiel in Augsburg kann schon richtungsweisend sein.

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