Borussia Mönchengladbach bezwang den BVB und somit auch Ex-Trainer Marco Rose. Ein verdienter Sieg, weil die Fohlen Emotionalität, verpackt mit starkem Gegenpressing, guter Defensive und ein wenig Spielglück auf ihrer Seite hatte.
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Grundordnungen:
Hütter stellte ein 5-3-2 gegen den Ball auf, welches sich mit Ball schnell in ein 3-3-2-2/3-3-4 (wenn Scally und Netz auf einer Linie, mit Stindl und Embolo standen) wandelte.
Gegen den Ball, in passiver Defensivformation:

Im Ballbesitz:

Hofmann hatte die Aufgabe den Passweg für Embolo freizulaufen, wenn Ginter im rechten Halbraum aufbaute.
Dahoud lief als linker 8ter, Ginter im Aufbau an, weil Scally hochschob, band er damit seinen Gegenspieler Guerreiro, der Ginter nicht anlaufen konnte und aus taktischen Gründen nicht wollte. Im Rücken Dahouds ließ sich Hofmann fallen, schaffte diagonale Anspielstation. Das hatte zu Folge, dass Witsel als zentraler 6er mitlief, um diesen zuzustellen.

Dahoud lief fleißig an, Hofmann hatte die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt, und der Passweg auf Embolo wurde frei.

Dieser hat natürlich Qualitäten als Wandspieler, der es versteht, den Ball anzunehmen und auch aufzudrehen um Dynamik zu erzeugen.

Aufbau 3er-Kette gegen zentrumlastiges Zustellen der Dortmunder Stürmer
Der BVB teilte ihre Stürmer gegen den Ball sehr zentrumorientiert auf. Das kam vor allem dem breitstehenden Ginter zu Gute, der im Halbraum genug Platz für sich hatte.
Durch die zentrumorientierte Zustellung von Malen und Moukoko, musste Dahoud im Anlaufen aus der Mittelfeldkette weichen.
Wie eben im System mit Hofmann erklärt, biete sich dieses Mal Kone für die horizontale Anspielstation an, um vom vertikalen Ball auf Embolo abzulenken, der sich erneut von Hummels lösen konnte.


So hatte die Borussia auch bereits in Gleichzahl mehr vom Ball und konnte schon zwischen der 16. und 30. Minute einen Ballbesitzwert von 57% erzeugen.

Im Spiel mit dem Ball war die Borussia bemüht die Schnittstellen ordentlich zu besetzen, die die Mittelfeldkette der Dortmunder anbot.

Die generelle Durchschlagskraft im letzten Drittel ging jedoch, aufgrund der hohen personellen Besetzung in den ersten beiden Linien (3er-Kette + ein 6er, zwei 8ter), gegen Dortmunds 5er-Kette (siehe Abbildung 5: drei Gladbacher gg fünf Dortmunder; klares Unterzahlspiel) verloren.
Dadurch entwickelte sich ein Spiel, in der zwar die wahre Borussia mehr den Ball hatte, aber beide Mannschaften in letzter Linie nichts anboten, um echte Torgefahr zu erzeugen.
Starke Gegenpressingmomente verhalfen zu Kontermöglichkeiten
Die Borussia aus Mönchengladbach konnte einige Gegenpressing Momente nach Ballverlust erzeugen. So ließen sich Szenen beobachten, in der die Mannschaft nach Ballverlust sofort ins Gegenpressing umstieg und aggressiv den Gegner anlief.
In Abbildung 10 erkennt man, wie die Borussia mit 5-6 Spielern den Raum eng machte, Überzahl schaffte und somit ins Gegenpressing kam.

Auch beim Ballverlust von Hofmann in der 10. Spielminute ein ähnliches Szenario:

Nachdem Hofmann den Ball verlor, pressten dieser und Kone sofort auf den ballführenden, Stindl setzte zur Rückwärtsbewegung an.

Der Ballgewinn gelang im ersten Moment nicht, aber die Fohlen blieben in der Situation. Embolo und Ginter attackierten weiter.

Embolo gelang der Ballgewinn, Gladbach konnte in Person von Stindl und Hofmann kontern, sodass letzterer ein Foul unmittelbar vor dem Strafraum ziehen konnte.

Bei Umschaltsituationen nach Balleroberungen ging, für die Elf von Adi Hütter, viel. Der erste Abschluss, ausgenommen der Standard von Hofmann, kam von Luca Netz, der den Ball selbst im Gegenpressing eroberte. Dieser suchte den Weg weiter nach vorne, ließ sich von Stindl in der Box einsetzen. Dem 18-jährigen ist die fehlende Ruhe am Ball nachzusehen. Wenn dieser es geschafft hätte, vorher den Kopf hoch zu heben, dann hätte er Hofmann im Rückraum oder Scally am zweiten Pfosten entdeckt (Abbildung 17). So klärte Hummels den Schuss zur Ecke.



Die Borussia hatte insgesamt 70 Balleroberungen. Die meisten entstanden im Mittelfeld (31x). Gegen den FCA, eine Woche vorher, waren es lediglich 25 Balleroberungen in der mittleren Spielfeldzone.

Tor von Denis Zakaria brachte das Siegtor
Das Tor war taktisch und spielerisch gesehen sicherlich nicht das schönste Tor, welches herausgespielt worden ist. Es zeigt jedoch, wie Denis Zakaria als Spieler tickt. Den Speed, die Wucht und Dynamik zu nutzen, und diese auch in die Box zu bringen, ist eine Bereicherung für Borussias Offensivspiel. Nach Ping-Pong mit Hummels, fiel der Ball nochmal zu Zakaria, der nicht lange fackelte und diesen ins lange Eck zwirbelte. 1:0.
Borussias Spiel gegen den Ball
Gegen den Ball verschob die Mannschaft in einem 5-3-2, wie in der Einleitung bereits erleuchtet.
Die Borussia hatte Pressingsignale ausgemacht, um vom „passiven“ 5-3-2 umzuschalten und zu pressen.
Das 5-3-2 sollte die beiden äußeren 8ter der Dortmunder (Dahoud und Bellingham), mannorientiert zustellen. Dabei war die Rotation, wer von der BMG-Mittelfeldkette die beiden 8ter zustellt, meist flexibel (in folgender Szene, spielte Kone den 6er, Zakaria rückte vor auf die 8). Jedoch agierten Kone und Hofmann meistens mannorientiert gegen Bellingham und Dahoud.
Wenn Dortmund Ruhe im Ballbesitz hatte, verschob die Fohlenelf fleißig. Das Pressingsignal war gegeben, wenn ein schwacher oder unkontrollierter Rückpass gespielt worden ist. In diesem Fall spielte Witsel einen hohen Ball auf Hummels zurück.

Stindl erkannte das Signal, lief sofort an. Embolo ebenfalls. Hofmann machte den Sprint nach vorne, um Innenverteidiger Akanji zu pressen, der den Ball von Hummels bekam.


Dadurch konnte die Elf von Adi Hütter, das Spiel im Mittelfeld chaotisch gestalten. Und wenn der BVB den Ball laufen ließ, verschob die Mannschaft in ihrem kompakten 5-3-2.

Mannorientiertes Mittelfeld: 3-gegen-3
Im Laufe der ersten Halbzeit, wurde das mannorientierte Spiel stärker. Hofmann schob hoch, um den zentralen 6er Axel Witsel zuzustellen.

Kone und Zakaria hatten dann ein 1-gegen-1 mit Bellingham und Dahoud. Oft schob sich Bellingham in die letzte Kette der Fohlen ein, dann übergab Zakaria den jungen Engländer an Tony Jantschke.

2. Halbzeit: Die Umstellung beider Teams nach der roten Karte
Marco Rose wechselte die Grundordnung auf ein 4-4-1 gegen den Ball, welches mit Ball auch schnell zum 4-3-2 wurde. Thorgan Hazard kam für den zentralen Innenverteidiger der 3er-Kette – Pongracic – rein.
Die Borussia lief von nun an noch klarer vorne an, agierte wie in der ersten Halbzeit mannorientiert. Das Team von Adi Hütter, spielte die Manndeckung auf dem ganzen Platz. So auch die Flügelverteidiger Netz und Scally, die mitliefen, statt den Gegenspieler zu übergeben. Hofmann orientierte sich gegen den Ball, in der gegnerischen Hälfte, quasi nur noch an Witsel.


Adi Hütter war es wichtig, dass vor allem die 6er/8ter immer zugestellt worden sind. Egal wer vorne anlief und in welcher Systematik, die Hauptaufgabe der Mannschaft war es, das Mittelfeld zuzustellen, so auch im passiven Modus, wenn man sich in die eigene Hälfte fallen ließ. Diese Zustellung war dem Österreicher bereits in seiner Amtszeit in Frankfurt wichtig.


Die Offensive in der zweiten Halbzeit
Der Elf vom Niederrhein kam es zu Gute, dass der BVB tiefer stand. So fand man die letzte Linie mit mehr Personal, als noch in der ersten Halbzeit. Borussia Mönchengladbach konnte in der letzten Linie konsequent mit vier Spielern agieren, und mit einem, der sich im Halbraum des Mittelfeldes anbot. Oft fand man die Schnittstellen zwischen Witsel und Bellingham.

So auch hier die Schnittstelle, die Witsel nicht schloss. Der Pass von Ginter kann bis zum zweiten Pfosten durchkommen, sodass Netz die Überzahl (2-gegen-1 auf der linken Angriffsseite) ausnutzen konnte und blank vor Kobel stand. Mit einer etwas schnelleren Entscheidungsfindung, hätte Netz den Schuss sogar direkt auf den Kasten bringen können. Auch hier selbstverständlich keine Kritik an einen 18-jährigen, sondern eher Lob für das offensive und mutige Positionsspiel am zweiten Pfosten, welches sehr dem Filip Kostic-Style, in Frankfurt ähnelte.


Fazit
Die Borussia gelang es von der ersten Sekunde, die Emotionen, die es bereits vor dem Spiel ausreichend gab, auf dem Platz aufkommen zu lassen.
Nach 30 Sekunden entstand bereits die erste Rudelbildung. Borussia foulte, sammelte gelbe Karten. Nicht unfair, aber eben aggressiv. Adi Hütter sprach vor dem Spiel in der Pressekonferenz davon, dass man auch mal „dazwischenhauen müsste“, dass man „eklig“ sein muss. All diese Emotionen kamen auf. Die Borussia kam dadurch viel öfter in Gegenpressing Momente, die für das so geforderte Umschaltspiel von Hütter, immens wichtig sind. Die Emotionen, die Gier, den Ball erobern zu wollen, muss die Basis für die kommenden Wochen werden. Eben auch gegen Gegner, wie Bochum, Fürth, Hertha, Mainz, und Freiburg, die uns alle nach der Länderspielpause erwarten, die eben nicht Borussia Dortmund oder Bayern München lauten. Nun kann der Blick Richtung Wolfsburg angesetzt werden.
Das Spiel und der Sieg gegen die falsche Borussia, war ein Schritt in die richtige Richtung. Auch, weil das Rose-Kapitel nun endlich geschlossen werden kann. Die Gegenwart und die Zukunft lauten Adi Hütter und Borussia Mönchengladbach!
*Alle Abbildung vom Fohlen.TV