Die Borussia gewann ihr letztes Saisonspiel in Bremen mit 2:4. Ein verdienter Sieg, der dennoch nicht zum 7. Platz gereicht hat, da Union Berlin in Person von Max Kruse die drei Punkte gegen Leipzig, in letzter Minute klar machte. Die Qualifikation für die Conference League-Playoffs hat sich Union verdient, denn die Borussia war für ihr vorhandenes Potenzial nicht konstant genug. Der Sieg der Mönchengladbacher bedeutete gleichzeitig, dass Werder Bremen nach über 40 Jahren in die 2. Liga absteigt.
Analyse zum Auswärtssieg
Spieldaten
Ballbesitz: 49% – 51%
Schüsse: 16 (8) – 16 (8)
Passquote: 83% (480) – 87% (572 gesp. Pässe)
Laufleistung: 113 km – 113 km
Sprints: 200 – 208
Zweikampfquote: 47% – 53%
xGoals: 2.31 – 1.64
Grundordnung Borussia
Die Borussia trat mit Ball im 3-4-2-1 auf:
Die Grundordnung erinnerte an Hütters System in Frankfurt, mit zwei Halbfeld-10ern. Wolf und Stindl besetzten diese Räume und der Borussia gelang es, diese immer wieder zu finden.

Grundordnung Werder Bremen
Thomas Schaaf stellte auf eine 4er-Kette um und bildete im Mittelfeld eine Raute mit zwei Stürmern.

Borussias Spiel gegen den Ball
Die Borussia trat entschlossen auf. Bis auf die Großchance von Davie Selke in der 19. Spielminute, ließ die Fohlenelf (bis zu den späten Gegentoren) kaum was zu.
Der Matchplan war es, dass Zentrum-lastige Spiel der Bremer, welches sich bei einer Raute ergibt, zu unterbinden, indem man den Gegner immer wieder auf die Außen zog.
Der Pressingauslöser war meist der Pass vom Innenverteidiger seitlich zu einem der beiden Außenverteidiger.

In dem Beispiel presste Lazaro den Rechtsverteidiger Selassie in dem Moment, als Toprak den Pass dorthin spielte. Durch die Raumverengung der Fohlen waren die Bremer gezwungen, den Ball longline auf Mbom (34) zu spielen, den Bensebaini aggressiv presste und somit den Ballgewinn erzielte.
Die Chance von Davie Selke war eines der wenigen Momente, wo die Borussia das Zentrum nicht verdichtet bekam.

Schmid (20) konnte den Passweg zwischen Zakaria (8) und Neuhaus (32) finden und Selke (9) den Ball in den Fuß spielen. Der ließ klatschen und Sargent (19) nahm das Tempo auf und gewann das Laufduell gegen Bensebaini (25). So entstand dann die Möglichkeit, den Ball nochmal rüber zu legen und Selke das Tor auf dem Silbertablett zu servieren. Yann Sommer konnte parieren.
Borussias Spiel mit dem Ball
Spielaufbau
Werder Bremen lief in erster Linie, ab Höhe Mittelline, mit drei Spielern an. Sargent, Bittencourt und Selke waren bedacht, dass Zentrum zu schließen und teilweise den Laufweg nach Außen mitzugehen, wenn Borussia bspw. über Lainer versuchte aufzubauen.
Der Elf vom Niederrhein gelang es Schnittstellen in den Halbräumen zu finden und dabei mehrere Linien zu überspielen.

Neuhaus und Stindl boten sich immer wieder tief an, z.B. zwischen den Räumen der 3-Mann-Linie von Werder Bremen. Wenn es die Möglichkeit gab noch eine weitere Linie zu überspielen, nutzte man diese, wie in der Grafik, in dem man den direkten Weg zu Thuram suchte. Tikus machte häufig den Ball fest und Lainer konnte immer wieder überlaufen.
Die Halbräume waren immer wieder ein Element um Werder Bremen weh zu tun.
Im folgenden Beispiel, in der 11. Spielminute, eröffnete die Borussia über Lazaro (19) das Spiel. Die Bremer ließen sich weit nach außen ziehen. Beim Zuspiel an Lazaro pressten ihn Selassie und Mbom und Sargent ließ sich mitziehen. Als Lazaro dann den Ball ins Zentrum zurück passte und Bensebaini (25) im Aufbau fand, stand Sargent (19) zu weit weg um ihn zu pressen, sodass Bittencourt (10) seine angedachte Position verlassen musste und anfing Bensebaini zu pressen. Durch das Zuspiel zu Elvedi (30) ergab sich dann ein Loch im Zentrum, das der Schweizer frei bespielen konnte.

Die Szene ging weiter:
Zakaria (8) hatte nun mehrere Anspielmöglichkeiten, vor allem im Halbraum durch Wolf und Stindl (13). Der Schweizer Mittelfeldspieler entschied sich für den Pass zu Hannes Wolf (11).

Hannes Wolf hätte in der Situation bspw. Thuram (10) zwischen den beiden Innenverteidiger suchen können, um eine 1-gegen-1-Situation vor Pavlenka zu schaffen.
Er entschied sich für den Chipball nach Außen, den Lazaro (19) bekam.

Borussias 1:0 entsteht durch die Raumbesetzung im Halbraum
Lainer (18) fand Thuram im Halbraum, der den Rechtsverteidiger per Hackenpass in der Box einsetzte. Stindl mit gewohnt gutem Positionsspiel und dem 1:0 nach Hereingabe von Stevie Lainer.
In dem man es immer wieder schaffte, die beiden äußeren 8ter der Bremer-Raute (Mbom 34 und Schmid 20) nach außen zu ziehen, gelang es der Borussia durch die Halbraumbesetzung Mitspieler zu finden.

2. Halbzeit: Bremen rückte vor und riskierte viel. Borussia gelang es (endlich) erfolgreich zu kontern
Die Bremer riskierten ab der 2. Halbzeit mehr, denn sie wussten, dass sie wahrscheinlich gewinnen müssten, um Köln hinter sich zu lassen. Die Borussia hatte in der Vergangenheit Probleme damit, als der Gegner aggressiver und höher presste, wie z.B. in der Woche davor gegen Stuttgart und man das Spiel noch verlor.
Dieses Mal gelang es der Borussia die Räume zu finden und die letzte (hochstehende-) Kette auszuspielen, wie beim 2:0 durch Marcus Thuram.
Nach einem Fehlpass im offensiven Drittel der Bremer, gelang es Ginter (28) und Zakaria (8) den engen Raum aufzulösen.

Durch ein einfaches Steil-Klatsch-Steil Spiel zwischen Thuram (10) und Wolf (11), schaffte die Borussia eine 1-gegen-1-Situation vor Pavlenka. Tikus behielt die Nerven und traf ins lange Eck zum 2:0.
Das 3:0 der Fohlenelf, durch ein Kopfballtor von Ramy Bensebaini (sechs Minuten nach dem 2:0), war für die Elf von Thomas Schaaf ein Genickbruch.
Folgerichtig fiel das 4. Tor durch Florian Neuhaus, der den Abpraller in der Box souverän, mit dem schwächeren linken Fuß, im ersten Kontakt verwertete.
Die Fohlen hörten mit einem Ohr immer wieder nach Berlin, sodass der letzte Fokus fehlte und der erste Gegentreffer im Spiel durch einen einfachen Ballverlust von Hofmann entstand.
Auch der Treffer von Niclas Füllkrug zum 2:4 änderte nichts mehr an der Bremer-Niederlage und dem Abstieg in die 2. Liga.